Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Ueber 
Bausysteme. 
die römisch-christlichen 
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Christen, als Zufluchtsorte derselben in den Verfolgungen, später (vom 4tcn 
Jahrhundert ab) zur Feier der Märtyrerfeste dienten. Sie bestehen zu- 
meist aus engen, häufig verworrenen Gängen, in deren Seitenwänden die 
niedrigen Grabstättcu angebracht sind; sodann finden sich kleine archi- 
tektonisch ausgebildete Räume, die indess fast immer nur wenige Fuss in 
den verschiedenen Dimensionen haben und mit Malereien geschmückt sind, 
Diese Räume wurden als Kapellen für die genannten Märtyrerfeste benutzt 
oder dazu eingerichtet. Man hat angenommen, dass gewisse, in grösseren 
Nischen angebrachte und mit Marmorplatten belegte Grabstätten die Gebeine 
besonderer Märtyrer enthalten, was indess aus andern Umständen zweifel- 
haft bleibt. Da aber an einem solchen Feste in den kleinen unterirdischen 
Kapellen nur wenig Menschen Anthcil nehmen konnten, so baute man 
über dem Eingange derselben eine Kirche, in welcher sich die Menge zum 
Gebet versammelte. Hieraus sodann bildete sich die Sitte, das Grab des 
Heiligen unter dem Altar als Confcssion anzulegen. 
Im Mittelschiff, zunächst dem Altar, befand sich ein von Marmor- 
schranken in einem länglichen Viereck umgebener Raum, der Chor (Chorus), 
in welchem sich die niederen Geistlichen (Clerici minores) aufhielten, 
welche den Chorgesang verrichteten 1). Auf jeder Seite des Chores stand 
eine Kanzel (Ambo), von deren einer das Evangelium, von der andern 
die Epistel verlesen wurde 2). Neben der Kanzel des Evangeliums stand in 
der Regel eine kleine Säule zum Aufstecken der Osterkerze (Cereztnz 
paschale).  In den Enden der Seitenschiffe (wenn ein Querschiff 
vorhanden war, etwa in den Flügeln desselben), zu den Seiten des Sanetn- 
ariuins waren ebenfalls 2 durch Schranken gesonderte Räume; der eine 
von diesen hiess Senatoriuni, als für die Senatoren (d. h. vornehmen Män- 
ner) und Mönche (für solche die nicht in Klöstern lebten), der andere 
Matronwzznt, als für die vornehmen Frauen und Nonnen bestimmt. Auch 
in den übrigen Theilen der Kirche standen die Männer auf der einen, die 
Frauen auf der andern Seite, in der Mitte des I-Iauptscliidcs, vom Chor 
nach dem Eingange Zll, War Q1119 Schraflkeubehufs dieser Trennung gezo- 
gen. Bei Basiliken, welche eine Gallone iiber den Seitcnschiffen hatten, 
war diese der Sitz für die Frauen:  Endlich war zuweilen auch noch, 
vielleicht als Nachahmung gneclllsche? Elllrlchtungen seit Justinian, ein 
schmaler Raum zunächst dem Emgange durch eine in der Breite des 
Gebäudes gezogene Schranke getrennt. Derselbe hiess Narthex (Geissel, 
vermutmich von seiner länglichen Form) und diente zum Aufenthalt der- 
jenigen, Welche nicht zur kirchlichen Qemeinschaft gehörten, aber zum 
Anhören des Evangeliums und der Epistel und deren Auslegung (Misga 
catechumenomznz) zugelassen wurden. Auch der Portikns wird Narthem 
genannt.  
Im Aeusseren waren die Basiliken in _der_Regel sehr einfach. An 
den Seitenwänden des Mittelschiffes und der niedrigeren Seitenschitfe liefen 
die Reihen der im Halbkreis überwolbten Fenster hin; ebenso an der 
Giebelwand, wo zuweilen 2 Reihen derselben übereinander angebracht 
waren. In dem flachen Giebel selbst befand sich ein kreisrundes Fenster. 
1) So erhielt sich der Chor in Itzilien bis in's 15te und löteJahrhundert; Später 
verlegte man ihn in das Sanctuarlum.   Zuwerlen kommt auch nur Eine 
Kanzel mit einer höheren Abtheilnng für das Evangellum, einer niederen für die 
Epistel, vor.
	        
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