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Vorstudien
Architektur- Geschichte.
Zllf
Tafelwerk (Laquear, Lacmzar), welche mit Metall belegt oder farbig ver-
ziert war, gehabt zu haben 1). Gegenwärtig sieht man bei den meisten alten
Basiliken frei in das Balken- und Sparrenwerk des Daches hinein; die
Querbalken ruhen auf mehr oder minder zierlich geschnitzten Consolen.
Die Fussböden wurden später, im 12ten und 13ten Jahrhundert, mit musi-
vischen Ornamenten (Opus Alexandrimznz) geschmückt; so erscheinen
gegenwärtig die meisten Basiliken.
Der hintere Theil der Basilika war das reich geschmückte Aller-
heiligste (Sanctztariuvn, Sancta Sanctommz). Dasselbe ward, wenn ein
Querschilf vorhanden war, durch einen grossen Bogen, Triumphbogen
(Arcus triumphalis oder princzjaalis), der in der Rege] auf zwei hohen
Säulen an den Enden des Mittelschiffes ruhte, und sein Widerlager an den
hier befindlichen Pfeilern fand, von dem Mittelschiff getrennt, zuweilen
durch Vorhänge den Blicken der Ungeweihten verhüllt. Nach dem Schilf
zu war dieser Triumphbogen mit musivischen Bildern, meist aus der Apo-
kalypse (mit den Triumphen Christi), geschmückt. Zu dem von Schranken
(Cancelli) umgebenen, durch einige Stufen erhöhten Sanctuarium gehörte
die halbkreisrunde, mit einem halben Kuppelgewölbe versehene Vorlage des
früheren Tribunals, die Tribune, so wie der Raum zunächst vor derselben, in
welchem der Hauptaltar gelegen war.
Die Tribune (Tkibuna, Apsis, Absida, Presbyterium) diente, wie
in der heidnischen Basilika zum Aufenthalt des Richters und der Asses-
soren, so in der christlichen zum Aufenthalt des Papstes oder des stell-
vertretenden Bischofes und der höheren Geistlichkeit. Im Hintergründe
derselben befand sich der auf Stufen erhöhte Bischofstuhl (Cathedra); zu
beiden Seiten, im Halbkreise umher, die Bänke der Priester. Das Gewölbe
der Tribune war, wie die Ausscnseite des Triumphbogens, mit musivischen
Gemälden verziert, welche in der Regel die Figuren des I-leilandes und
besonderer Heiligen darstellten. In späterer Zeit erschienen zu den Seiten
dieser Tribune, an den Enden der beiden Seitensehiife, zwei ähnliche
kleinere Nischen.
Der Hauptaltar (Altare majus) war auf einer oder einigen Stufen
erhöht und mit einem Altarhäuschen (Tabernacultenz, Ciborizzm) überbaut.
Letzteres bestand aus 4 Säulen zu den Ecken des Altares, welche Rund-
bögen und darüber einen flachen Giebel trugen, zuweilen mit einer Kuppel
Später erscheint ein gerades Gebälk über den Säulen, darüber eine kleine
Säulenstellung mit flachem Giebel.
Unter dem Hauptaltar befand sich in der Regel eine unterirdische
Kapelle (Cmyfcssio, Testivnonitnn, ltlevnoria, Crypta), in welcher die
Gebeine des Heiligen ruhten, von dem insgemein die Kirche den Namen
führte. Der Zugang zu dieser Kapelle war durch ein Marmorgitter ver-
schlossen. Die Form derselben war verschieden, bald ein einfaches Gruft-
gewölbe, bald ein architektonisch ausgebildeter Baum.
Der Ursprung und das Vorbild dieser Oonfessionen ist in den Kata-
komben von Rom 2) (Catacztvnba, Arenaria, Cryjata) zu suchen, welche,
"YSPYüngnCh Puzzolangrubßll, sodann als Begräbnissorte, insbesondere für
1) S_ die, Belege dafür bei d'Agincourt, Arch. p, 124, 2) d'Agincourt;
Arch. p. 16 etc., woselbst auch (p. 21, n.) die Literatur über die Katakomben
bis auf ihn angegeben ist. Vergl. Rüstell: Rom's Katakomben und deren
Altartbümer, in der Beschreibung von Rom, I, S. 355.