Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Deutsche Kirchen und ihre 
Denkmäler. 
auf alten Schlössern, als zu Eger, Landsbcrg, Nürnberg u. a. 0., finden, 
indem man zwei entsprechende Räume , den untern von schwereren, den 
obern von leichteren Verhältnissen, übereinandergebaut und dieselben durch 
eine viereckige Oeffnung in der gewölbten Decke des unteren verbunden 
hat. Die Oberkapelle zu Freiburg ist von höchst zierlicher Construction. 
In der Mitte steht ein Bünde] schlanker Säulen von dunklem Marmor,  
vier um einen leichten viereckigen Pfeiler geordnet und mit reichen Blät- 
terkapitälen geschmückt,  von dem sich breite Gurte im Irlalbkreisbogen 
nach den gegenüberstehenden Wänden hinüberschlagen; diese Gurte sind 
mit einer Verzierung von hängenden, rundbogig geformten Zacken, ver- 
sehen. Zwischen diesen Hauptgurten bilden sich vier kleine Kreuzgewölbe; 
an den Wänden stehen einzelne, jenen erstgenannten ähnliche Marmorsäulen. 
Jenem Säulenbündel entspricht aber in der Unterkapelle, in die man durch 
eine Oeffnung der erwähnten Art hinabschaut, nicht eine ähnliche Einrich- 
tung; dasselbe ruht vielmehr auf einem starken Gurtbogen (mit gleicher 
Zackenverzierung), der von zwei festen, zu den Seiten stehenden Säulen 
getragen wird. 
(Nach meinem Notizbuche von 1834.) 
Die Gemälde im Dome von Meissen,  dessen Architektur uns durch 
SchwechtenU so vortreillicli dargestellt ist,  besichtigte ich mit dem 
Buche von Hirt "Kunstbemerkungeu auf einer Reise über Wittenberg und 
Meissen nach Dresden und Prag" (Berlin, 1830) in der Hand. Auch mich 
fesselte ganz besonders das grosse Altargemälde im Chore, welches in der 
Mitte die Anbetung der Könige, auf den Flügeln den Joseph und einige 
Apostel darstellt und von Hirt dem in der Eyclöschen Schule gebildeten 
Fr. Herlin von Nördlingen zugeschrieben wird. Der einfach grossen An- 
lage des Bildes, der lebendig naturgetreuen Charakteristik, der "unvergleich- 
lichen Grazie und Anmuth" in dem Kopfe des Christkindes musste ich 
dasselbe Lob zollen, wie der ehrwürdige Geleitsmann, dessen Weisungen 
ich folgte. Die grossartige Gewandung schien mir der Art des Hubert van 
Eyck,  besonders der des Gott-Vater auf dem Genter Altarbilde,  und 
vielleicht noch mehr dem Style der altkölnischen Schule zu entsprechen; 
die Arbeit im Nackten höchst auffallend nach Eyclfscher Art, nur nicht 
ganz so fein; die Haare in der Behandlung ein wenig dicker, conven- 
tioneller: die Kleiderstoffe, besonders das Pelzwerk, ohne sonderliche Cha- 
rakterisirung. Die schmachvolle Uebermalung des Madonnenkopfes, den Hirt 
früher unberührt gesehen hatte und dessen einstige Schönheit er kaum genug 
zu preisen weiss, rief auch in mir die lebhafteste Entrüstung hervor. 
Nicht minder zogen mich die Cranachischen Gemälde an, zunächst das 
über dem Hauptaltare vor dem Chore des Domes, welches auf dem Mittel- 
bilde die Kreuzigung Christi und darunter, nach altsymbolischem Bezuge, 
die Opferung Isaads und das Wunder der ehernen Schlange, auf den Innen- 
seiten der Flügel die Auffindung des heiligen Kreuzes, auf der Aussenseite 
den leidenden Christus und Maria, auf einem zweiten Flügelpaare die 
Symbole der Evangelisten darstellt. Bei der Kreuzigung erschien mir 
besonders die Gruppe der Maria sehr schön, höchst grossartig aber die der 
Und 
später durch Puttrich.
	        
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