Reiseblätter vom
Jahr 1834.
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der Ansicht aus angemessener Ferne keinen Eintrag thut. Die Büekbildßf
((116 Ehemaligen Aussenseiten), auf blauem Grunde, sind minder bedeutend
lljld Vvohl nur Schlllürbßlten. Leider hatten die Bilder hie und da gelitten und
sind nicht auf ganz genügende Weise restaurirt. Im Westchore steht
eine Reihe inderer bedeutender Gemälde niederdeutscher Schule, die zwar
zum Theil eschadlgt, _]edoch durch keine Restauration verdorben sind.
Unter diesen erwahne ich zuerst zweier Altartlügel, welche zu einem Altar-
schreine gehören, der im südlichen Kreuzarme steht. Das Schnitzwel-k
dieses Sclireines ist nicht mehr vorhanden, wohl aber noch der gemalte
Untersatz mit den Brustbildern Christi, der Maria und des Johannes; jene
Flügel enthalten auf ihren Hauptseiten die stehenden Figuren Christi (mit
der Dornenkrone) und der Maria, diese beiden auf Goldgrund, auf den
Ruckselten die Verkündigung; das Bild, darauf die Maria befindlich, ist
der Lange nach durchbrochen. Es kündigt sich in diesen Bildern ein
ßl"ßlltllülllll(lllßl' Meister an: die Coni iosition der Fi uren ist zwar nicht eben
gräindios, die Köpfe dagegen von ainzieliendein, ängemein mildem Aus-
druck; die Malerei ist eigenthümlich weich und zart, die Carnation sehr
rosig, wohl zu sehr; auch ist etwas Modernes in dem Ausdruck der Köpfe
und mehr noch in der Art des Faltenwurfes nicht zu verkennen; das Ge-
Sicht der Maria in der Verkündigung ist augenscheinlich eranachisch. Die
anderen Bilder (mit Ausnahme einiger minder bedeutenden) bilden zusam-
men ein_Altarwer_k. Das Mittelbild, quer durchbrochen, stellt in nicht
55255511 Fägllfßnhdie Bekehrung des Saulus vor, mit kecken Rittern, wie
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zu stellende Bild, elitärÄiiliheäiii113?däiiafsziitiisiifcidlis; 831121131
gäingfsltlänit del" Eflltersatz die Brustbilder der vier Kirchenlehrer; die
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Petrus und Paulus. Diese (lgtzthlnc bhiileilic Xposteig sind genau einer Dü-
TeWSClIEH Üemposition, die in seiner kleinen Passion vorkommt, entnommen;
ÜUIHSIIIÜ. sie minder kräftig aufgefasst, in den Verhältnissen gedehnter, im
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eine heilige Barbara, ist dagegen ganz eine cranach'sche Figur. Die übrigen
Gestalten sind cigenthümlicher und haben Vieles, was an den Meister des
vorigen Werkes erinnert; es ist dieselbe weiche, ein wenig moderne An-
niuth und ganz dieselbe Art der Malerei, wobei nur jenes allzurosige Colorit
einem in Etwas kräftigeren hintangesetzt ist. In Erwägung dieser ange-
gebenen Umstände bin ich sehr geneigt, beide Werke dem jüngeren Cra-
liach zuzuschreiben, und ich möchte ihn selbst für den Meister der oben
genannten Vermählung der heiligen Katharina irii Merseburger Dome hal-
ten; er würde sodann freilich als ein sehr tüchtiger und liebenswürdiger
Künstler erscheinen.
Interessant war es mir, in einem zu den ehemaligen Klostergebäudcii
gehörigen Nebenraume eine Reihenfolge neuer Gemälde zu sehen, welche
demnächst in dem hohen Chore (dem osthchen) des Domes aufgestellt
werden sollen. Sie sind im Auftrage des Domhcrrn von Ambach, während
seines Aufenthaltes in Rom in den Jahren 1820 bis 1824, von deutschen
Künstlern ausgeführt worden und von ihm testamentarisch dem Dome ver-
macht, Sie enthalten, Begebenheiten aus dem Leben Christi darstellend,
die Hauptlehren der christlichen Religioiit und bieten, in gleicher Grösse
(4 Fuss 9 Zoll hoch, 3 Fuss 6 Zoll breit) ausgeführt, interessante Ver-