Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Dßutsche Kirchen 
Denkmäler. 
ihre 
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herrührende Thürrne, von denen die an der Ostseite belegenen achteckigen 
erheblich älter sind als das übrige Gebäude; diese gehören dem Ueber- 
gange aus dem Rundbogexi- in den Spitzbogexrstyl an, und sind mit sehr 
zierlichen Einfassungen und Gesimsen versehen 1). 
In der Moritzkirche ist ein reicher Altarschmuck vorhanden, ein Schrein 
mit bemalten Holzstatuen und darüber ein zierlich gebildetes Tabernakel 
mit frei phantastischem gothischem Schnitzwerk. Der Schrein ist mit drei- 
fachen Flügelthüren versehen, welche sämmtlich mit lebensgrossen ste- 
henden Heiligen bemalt sind. Es ist interessant, in diesen Malereien einen 
gewissen Uebergang des früheren germanisch-typischen Styles in den spä- 
teren des funfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts zu bemerken. In den 
Hauptlinien der Gewandung, besonders bei den weiblichen Gestalten, findet 
man noch die eigenthümlich grossen, oft weichen Linien, die jener früheren 
Zeit angehören; im Einzelnen aber, z. B. im Bruch des Gefäiltes, treten 
bereits spätere Motive ein. In den schönen stillen Gesichtern der Heiligen, 
namentlich der Weiber, in der besonderen nationellen Formation der Köpfe, 
in der, ich möchte sagen: giotteskcn Bildung der Augen u. a. kündigt sich 
übrigens ein eigenthümlich gebildeter Meister an; die Technik ist zwar 
noch streng, die Zeichnung scharf, doch fehlt es im Einzelnen nicht an 
genügender Durchbildung und Modellirung. Mehr gilt alles Gesagte von 
den vorzüglicheren inneren Bildern; die iiusseren, obgleich denselben Styl 
tragend, scheinen vielleicht mehr unter der Aufsicht des Meisters, als 
unmittelbar von seiner Hand gemalt. Die Gemälde sind grösstentheils sehr 
wohl erhalten.  Auch die lilarienkireke besitzt ein merkwürdiges Altar- 
blatt. Es ist eine Madonna mit dem Kinde auf dem Monde; die Seiten- 
flügel mit riesigen Heiligen. Drunter ist eine Predella mit einer Madonna 
und verschiedenen Heiligen von ungemein mildem Ausdruck in den Köpfen. 
Ich konnte das Bild nur während des Gottesdienstes sehen, da die mir 
zugemessene Zeit keinen längerenAufenthalt erlaubte 2). 
Der Dom von Merseburg gehört im Wesentlichen zwei verschiedenen 
Zeiten an. Chor und Querschiff sind im ältesten schweren Spitzbogensty], 
nach Art der unteren Theile des liiagdeburger Domes; ebenso die Brüstungs- 
Wände, welche die Flügel des Kreuzes vom Chore absondern. Diese sind, 
auf der äusseren Seite, mit Halbsäulchen verziert, welche durch kleine 
Spitzböggn verbunden werden und ungemein zierliche Kapitäle im Styl 
der Uebergangsperiode tragen. Das SehiiY des Domes ist in der Art der 
Halldschen Kirchen, doch minder reich und von schweren breiten Ver- 
i) Aus späteren Reisenotizen (1840): Die Hallenser Kirchen-Architekturen 
dürften unter denen des spätesten Mittelalters zu den interessantesten gehören. 
Diesmal sah ich 11- A- das Innere der Liebfreuenkirche, die, ohne ein Gan- 
zes von organischer Entwickelung zu bilden, doch den Eindruck von Kühnheit 
und reicher Grösse hervorbringt. Die schlank und leicht aufsteigenden Pfeiler, 
eigenthümlich wirkend durch die coucaven Seitenflächen, das reichverschlungene 
Netzgewölbe darüber, das, mehr nach Art einer Decke, in einem flachen Bogen 
gebildet ist und dessen Gurte unmittelbar aus den Pfeilern herausspringcn, die 
hinter den Pfeilern innerhalb der Seitenschiffe gelegenen, von Spitzbögen getrage- 
nen und mit reichen Brüstungen aus Sandstein versehenen Emporen,  Alles dies 
trägt wesentlich zu jenem Eindrücke bei.  z) Ein umfassenderer Aufsatz über 
die Altarwerke zu Halle folgt später.
	        
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