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Deutsche Kirchen und ihre Denkmäler.
Mittelschiffes und der Seitenschiffe, sind gothisch. In einer Kapelle hinter
dem Hauptaltar steht der Sarkophag des heiligen Bischofes Otto von Bam-
berg (gest.1139), eine nicht verwerfliche Arbeit aus der Zeit des vierzehnten
Jahrhunderts; oben die Gestalt des Bischofes, an den Seiten kleine E9111-
genfiguren.
Die Karmeliterkirche, früher einem, seit 1157 bestehenden Bene-
diktiner-Nonnenkloster gehörig. An der Kirche ist als einziger Rest roma-
nischen Styles das vermauerte Portal zwischen den beiden Thürmen zu
erwähnen, welches mit dem Zikzak-Ornament und an den Seiten mit zwei
Löwen versehen ist. Von dem Kreuzgange neben der Kirche haben zwei
Seiten noch die alten rundbogigen Arkaden. Die Kapitäle sind auf sehr
mannigfache Weise mit Laubwerk, zuweilen auchmit Thieren, verziert,
und zwar mit leicht aufliegendem, schon rein germanischem Blattwerk von
vorzüglicher Arbeit.
REI
SEBLÄTTER
VOm
Jahr 1834.
(Museum,
Blätter
für
bildende Kunst,
191
Halle besitzt schätzbare Denkmäler des Mittelalters. An seinen
Kirchen überraschte es mich, Anklänge an diejenige Weise des gothischen
Bausystems zu finden, die sich in England am Schlusse des Mittelalters zu
eigenthümlicher Blüthe ausgebildet hat. Besonders ist dies der Fall bei
der Moritzkirch e. Man unterscheidet an dieser Kirche verschiedene
Weisen, welche jedoch sämmtlich den Stempel der späteren Zeit tragen;
der westliche (vielleicht ältere) Theil ist einfacher, die Pfeiler im Innern
Sllld 10h achteckig, 011116 Gliederung, die Strgbepfgilgr Qhne Vgpziefung;
der östliche Thßil, besonders der Chor (vom Jahr 1388), ist reicher orna--
mentirt, die Pfeiler sind mit leichten Halbsäulchen versehen, die Strebe-
pfeiler wachsen organisch in verschiedenen Absätzen empor , und sind an
ihren Seiten mit zierlichem Leistenwerk geschmückt; Fenster und Thüren
liegen hier in tiefen Nischen und an der vorderen Einfassung der Bögen
hängt ein frei durchbrochenes Ornament. Schiff und Seitenschiße sind gleich
hoch, Alles mit reichem Sterngewölbe bedeckt; in der Mitte bilden die
Gurte einen irallbellartig niederhängenden Zapfen. Die Versehlingung der
Fensterstäbe ist willkürlich, und, wie das Wesentlichste der angegebenen
Punkte, nach englischer Art gebildet. In der am Markt belegenen Lieb-
frauenkirche (1530-1554) ist das Sterngewölbe noch ungleich reicher;
die Gurte treten hier zuweilen, freischwebend, über einander vor, und in
der Mitte bilden sie einen ähnlichen Zapfen. Hier sind sämmtliche Pfeiler
ohne Gliederung, achteckig, aber mit eingezogenen, concaven Seitentlächen
und ungemein schlank. Natürlich fehlt aber bei solcher Anordnung sowohl