Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

152 Deutsche Kirchen und ihre Denkmäler. 
(Q  äusseren Rahmen jedes Thürflügels sind an 
Stellen dieser Köpfe einfach stylisirte, aber 
  wohl gebildete Lilien aufgeheftet. 
Bamberg. 
den 
sehr 
Der Dom zu Bamberg ist eins der edelsten und reichsten Baudenk- 
mäler des früheren Mittelalters. Dem hohen Mittelschiff schliessen sich 
die niedrigeren Seitenschiife an; auf beiden Seiten, gen Osten und Westen, 
geht das Mittelschiff in einen Chor aus. Zu den Seiten jedes Chores stei- 
gen je zwei Thürme, auf viereckiger Grundfläche, empor; vor dem west- 
lichen Chor erhebt sich der Bau des Querschiifes, dem Mittelschiff der 
Kirche in Höhe und Anordnung entsprechend. 
Das gesammte Innere ist mit Kreuzgewölllijen übeläpapint undhvorg Grund 
aus für diese Ueberwölbun an eordnet- 61' MC ile iOIIiSC ß tyl ist 
überall, mehr oder weniger säiarfiusgesprochcn, der der Uebergangsepoche, 
spätromanisch, im Einzelnen schon an die germanischen (gothischen) Formen 
anklingend. Pfcilerreihen, mit Spitzbögen verbunden, tragen inrlnneren 
die Wände des Mittelsehiffes; die Wölbungen sind ebenfalls im Spitzbogen 
construirt. Die Pfeiler sind in ihrer Hauptform viereckig, mit in die Ecken 
eingelassenen Säulchen, welche ein zierliches Blätterkapitäl tragen. Die 
Wulstform der Säulchen zieht sich auch in der Gliederung der Spitzbögen 
hinauf. Die Pfeiler sind wechselnd stärker und schwächer; ein Theil der 
Gliederung der stärkeren Pfeiler läuft an den Oberwänden des Mittelschiffes 
bis zum Gewölbe empor, als Träger für die Gurte desselben.  Unter 
dem östlicken Chore (dem sogenannten Georgenchore) befindet sich eine 
geräumige Krypta mit zweimal 7 runden, auch achteckigen Säulen und den 
entsprechenden Wandpfeilern. Die Säulen tragen ein rundhogiges Kreuz- 
gewölbe mit dicken Gurten. Die Säulenkapitäle haben wenig Ausladung; 
sie sind mit schön stylisirtem Blattwerk von romanischer, zum Theil auch 
schon dem Germanischen sich annähernder Bildungsweise geschmückt. Zwei 
Halbsäulen haben, was eigenthümlich beachtenswerth ist, vortrefflich gear- 
beitete korinthische Kapitäle, den besten von antik römischer Bildung nicht 
unähnlich.  Unter dem westlichen Chore (dem sogenannten Peterschore) 
ist eine kleine, wenig bedeutende Krypta. 
Bei der Uebegainstimmung der ganzen Anlage unterscheidet man doch 
zwei Bauzeiten. er grössere, östliche Theil, bis zum Querschiif, ist älter 
als das Uebrige (Querschiif, westlicher Chor und die beiden Thüren zu 
dessen Seiten). Am Bezeichnendsten für diesen Unterschied ist, neben 
feineren Einzelnheiten des Innern, der Umstand, dass die Fensteröifnungen 
in jenem Theil noch im Halbkreise, in diesem schon im Spitzbogen über- 
wölbt sind. Beide Theile haben im Aeusseren mannigfach reiche Dekora- 
tion. Die Aussenwände der Schiffe sind, nach romanischer Art, mit Lis- 
senen und dem Rundbogenfriese geschmückt, Beides aber in der zierlichsten 
Proiilifüllg, und in den Füllungen der kleinen Rundbögen zum grossen 
'l.'heil ein feinstylisirtes byzantinisches Blätterornament. Andre Friese mit 
ähnlichem Blattwerk und zierliche Gliederungen ziehen sich ausserdem 
darüber hin.  Besonders reichen Schmuck hat die Absis des östlichen 
Chores, sowohl in der brillanten Einfassung ihrer grossen Fenster, als in 
der Gallerie von gekuppelten Säulchen, die über den letzteren, unter dem 
Dachgesims, hinläuft. Auf jeder Seite der Absis, am Fuss der östlichen
	        
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