Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

III. 
Reiseblätter 
vom Jahr 
1832. 
149 
schiffe, noch 
der Ostchor. 
später, 
311 S 
k 
der 
Schlussepoche 
der 
mittelalterlichen 
Kunst, 
Kämpfergesims der 
allen Schilipfeiler. 
 Kapiläl der Gruft- 
 kirche. 
Als sehr friihes Denkmal deutscher Kunstthätigkeit im Fache der bil- 
denden Kunst sind die alten bronzenen Thürflügel zu nennen, welche sich 
in einer Thür auf der Südseite des Domes  nicht, wie aus äusseren An- 
zeichen zu ersehen, in demjenigen Portal, für das sie ursprünglich bestimmt 
waren,  befinden. Ein mehrfach sich durchkreuzendes ehernes Rahmen- 
werk wird hier durch kleinere Erzplatten, mit Darstellungen in flachem 
Relief, ausgefüllt. Es sind, von oben nach unten, sieben Reihen solcher 
Platten enthalten; auf der Thür zur Linken, welche breiter ist, je drei in 
der Reihe (zwei breitere, welche eine schmalere einschliessen), auf der Thür 
zur Rechten je zwei, und zwar breitere. Die Platten haben eine Höhe von 
beinahe 1'[2 Fnss, die breiteren eine Breite von etwas über 1, die schmaleren 
von etwas über U? Fuss. Die Rahmen sind 33], Zoll breit. 
Die Reliefdarstellungen sind inannigfacher Art und ihrem Gesammt- 
Inhalte nach schwer zu deuten. Wenn überhaupt ein solcher vorhanden 
gewesen, so mag doch zugleich eine, mehr nur dekorirend spielende Sinn- 
bildnerei mitgewirkt haben, da die Darstellungen sich zum Theil wieder- 
holen. Die gleichen Darstellungen nehmen aber verschiedene, im Eiii- 
zelncn augenscheinlich willkürliche Plätze ein, was zu der Voraussetzung 
führt, dass das Ganze irgend einmal auseinander genommen und, ohne 
Beobachtung der ursprünglich vielleicht vorhanden gewesenen inneren 
Folge, aufs Geratliewohl wieder zusammengefügt sein mag. Dies macht, 
da ohnehin den meisten Darstellungen die nähere Bezeichnung ihres Inhalts 
fehlt, die Ausdeutung des Ganzen doppelt problematisch. Die Erschaffung 
des Adam 1), die der Eva. wo in beiden Darstellungen Jehovah als lang- 
gewandcte Figur mit dem Nimbus erscheint, sind nicht zu verkennen. Ein 
Baum mit der Schlange scheint auf das Paradies zu deuten. Eine Dar- 
Stellung, in der eine mit Tunika und Toga bekleidete bartige Gestalt mit 
einem Stab nach einer aufgerichteten Schlange schlagt, während eine andre, 
mit zwei Füssen versehene Schlange vor ihr kTlGCht: mößhtß als die VCT" 
iluchung der Schlange zu fassen sein. Aber mehrfach kommen andre Dar- 
stellungen vor, in denen ähnliche Gestalten in verschiedenartiger Beziehung 
zu Schlangen stehen, wobei der ausdeutenden Phantasie freier Spielraum 
 Nach P. von Stetten's Angabe in seiner Kunst-, Gewerb- und Hand- 
werks-Geschichte von Augsburg, 1779., I, S. 460, soll bei dieser Darstellung die 
Jungfrau Maria als gegenwärtig erscheinen. Es ist jedoch davon nichts zu sehen.
	        
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