Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

VIII 
Was ich nun über den Ursprung der 'I'errac0ttafigur andeuten 
möchte, ist hierin bereits ausgesprochen. Es will mir nicht ganz 
glaublich bedünken, dass ein Künstler nach Michelangelo die Mar- 
morstatue in diesem kleinen Werke nachgebildet habe und dabei  
in den Zeiten einer mehr und mehr manieristischen bildnerischen 
Behandlungsweise  dennoch vermögend gewesen sei, den ganzen 
Charakter der Statue auf eine jugendlichere, zartere Weise des Ge- 
fühles und der Anschauung zurückzuführen, sie in eine Erscheinung 
umzusetzen, die ein ungleich primitiveres Gepräge hat. Ich kann 
in der That nur annehmen, dass dies eine Originalskizze von Michel- 
angelo's eigner Hand istfdie hernach in der grossen Ausführung 
in Marmor jenes mächtigere und gewaltsamere Gepräge, jene derbere, 
mehr schlagende Wirkung erhalten hat. Die verhältnissmässig feine 
Behandlung der Terracottafigur steht mit einer solchen Annahme 
meines Erachtens in keiner Weise im Widerspruch, würde vielmehr 
nur zur Bestätigung dienen, da wir wissen, wie sorgfältig und zart 
der grosse Meister für Zwecke der Malerei seine, hiemit doch wohl 
auf's Beste in Vergleich zu stellenden Zeichnungen durchzuführen 
pilßgte. 
So freue ich mich der Gelegenheit, die es mir verstattet, mein 
buntes Sammelwerk mit einer Notiz, welche die grösste Epoche der 
neueren Kunstgeschichte berührt und für deren Leistungen vielleicht 
nicht ganz gleichgültig ist, zu beginnen. Möge ich zugleich in dem 
Moses des alten Meisters einen günstigen Schutzpatron für mein 
Werk gefunden haben! 
bei 
Bellevüe 
Oöpenick, 
den 
Juli 
1852.
	        
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