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Deutsche
Kirchen
und
ihm
kmäler.
Dome, rein gemacht und- gelb und blaugrün und weiss angestrichen. Die
runden Thürme der Kirche sind aus gebranntem Stein erbaut, E1116 968111180
indess wieder aus Sandstein.
IIalberstadt.
Wenn Magdeburg, mit Ausnahme der wenigen Bauwerke, welche das
traurige Schicksal der Stadt im dreissigjährigen Kriege überlebt haben,
wesentlich aus neueren Gebäuden besteht und insbesondre in den Ilänscrn
der breiten Hauptstrasse eine gewisse kaufmännische Sicherheit und Eleganz
zeigt, so bewahrt Halbcrstadt, in seinen kirchlichen Gebäuden sowohl, als
nicht minder in den Bürgerwohnungen, noch viel mittelalterliche Formen
und erinnert im Ganzen noch an die Oberhoheit des bischöflichen Krumm-
stabes, unter dem aber, wie wir wissen, gut wohnen war Den Mittel-
punkt der Stadt um welchen sich die Wohnungen und die andern Kirchen
umherlagern, bildet der schöne, gothische Dom; er liegt auf einer Anhöhe,
und die Verbindung des alterthiimliehen Domplatzes mit einem grossen
Theile der Stadt wird nur durch verschiedene Treppen zu Wege gebracht.
Die hüglige Lage von llalberstatlt verbietet schon von selbst jene lang;
weilige Regelmässigkeit, der iCh Wenigstens in den Strassenanlagen neuerer
Städte nicht allzuviel Geschmack abgeiviniren kann: die Häuser sind oft
ganz malerisch und seltsam heimlich zusammen-, ich möchte sagen, inein-
ander gebnut, und nicht selten sieht man eine der grösseren Kirchen als
den Hintergrund des hübschen Bildes. Dieser malerische Eindruck wird
durch den eigenthümlichen Charakter der älteren Hänser noch erhöht,
welche durchweg in Fachwerk erbaut sind, und zwar so. dass die oberen
Stockwerke über die verschiednen unteren auf die Strasse hinaus über-
ragen. Die stehenden und noch mehr die liegenden Balken sind sodann
grossen Theils mehr oder minder kunstreich geschnitzt und ausgekehlt, und
letztere durch mannigfaltig gebildete Consolen unterstützt. Ausgezeichnet
ist in dieser Hinsicht insbesondre der sogenannte Schuhhof auf dem breiten
Wege, wo man, an,der Stelle solcher Oonsolen, in Holz geschnitzte Sta-
tnen Christi, mehrerer Apostel und andrer Heiligen und einzelne groteske
Figuren von ausgezeichneter Arbeit sieht. Seltsam stechen einzelne neuere
Gebäude gegen jene älteren ab; und spasshaft ist der kleine (lorische Por-
tikus vor dem Rathhause, an dessen Gesims der danebenstehende grosse
Roland sich die Nase zu stossen scheint.
Der Dom von Halberstadt ist ein ehrwürdiges, reiches, in seinen ver-
schiednen Theilen immer aufs Neue anzichendes Bauwerk. Er ist sehr
wohl erhalten und keine übertriebene Restauration hat ihm seine ernste
geschichtliche Farbe genommen; besonders im Innern wohlthuend wirkt
jener bräunliehgraue Ton, -der eben so weit von der wohlfeilen wcissen
Tünche des Maurers, als von der beliebten Pfeiierkuchenfarbe gewisser
moderner Architekturmaler entfernt ist. Ein schönes, harmonisches Verhält-
IIiSS der Seiteflßßhifte zum Hauptschiff zeichnet diesen Dom aus; die ersteren
erheben sich höher als jene des Magdeburger Domes, sie scheinen das
Mittelschiff mehr zu tragen. Die Strebepfeiler. der Seitenschitfe tragen zier-
i) Ißll erlaube mit, hier auf den Aufsatz eiues geistreichen Beobachters über
Halberstadt aufmerksam zu machen, welcher sich im Freimüthigen, 1832,
N0. 187 und 188, befindet.