III.
Reisßblätter vom Jahr
1832.
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sich leicht und schlank über die Seitenschiffe empor, welche mit einer
Reihe zierlich gebildeter Giebel, den einzelnen Querdächern über den ein-
äelnenl Gewöllbiaä delzi Seignsähide entsprechend, geschmückt sind. Einen
eson ers wo t uen en in ruck macht der Chor mit seinen mehr ausge-
breiteten, Zlviefachen Yorlagen der Seitenkapellen und des Bischofganges;
einige fremdartig scheinende Elemente, z. B. das flachere Dach über dem
Bischofgange (obgleich dasselbe durchaus motivirt ist) geben diesem Theile
des Doms einen eigenthümlichen Reiz. Doch auch, wenn man also jenes
ersten EindruckesHerr geworden ist und nun mit anatomischer Ruhe zu
untersuchen beginnt, was der eigentliche Plan des Baumeisters war, was
aus früherer Zeit vielleicht in das Gebäude mit aufgenommen, was in spä-
terer hinzugefügt sein mag, auch dann noch findet man des Ueberraschen-
den und Originellen so viel, dass es schwer hält, zu einer bestimmten
Ansicht darüber zu gelangen. Denn allerdings erkennen wir bald in der
Construction des Chores ältere Motive als in der des Schiffes, aber der
Uebergang von dem einen in das andere ist, namentlich im Innern, auf eine
so unrnerkliche Weise durchgeführt, die neueren Formen stehen in einem
so wenig schroffen Widerspruch gegen die älteren, wie es mir noch an
keinem andern Bauwerke der Art vorgekommen ist.
Büsching 1) ist der Ansicht, dass der alte, von Kaiser Otto I. ini Jahre
962 gestiftete Dom nicht, "wie man früher annahm, auf der nordöstlichen
56m des DOIIIPIMZCS, sondern eben auf der Stelle des jetzigen Domes
gelegen habe; er sieht in dem, was wir jetzt noch als hohen Chor bewun-
dern, das Werk, welches Otto der
51' "äsL Grosse erbauen liess wenn er
V9 wm-rfwwsz; 7
I], auch in Manchem, z. B. 1n dem
(i ütliitliiiiililtilitttiiiiyygwee durchweg herrschendenSpitzbogen,
im verändert sei. Und wirklich möchte
i. "Wies. da de lt Dom erst im Jahre
am es, 1' 3. 6
Für-krasser 1207 abgebrannt ist schwer werden,
{(59411 "
jene kurzen Pfeiler, welche den Chor
von dem unteren Umgange trennen,
heßWnQrla-tss:
jene vollig byzantinisch gebildeilen -
i; X Nl Blätterkapitäle jenes mit griec 1-
QÄQ i? scher Strenge gemeisselte Akanthus-
1? [ä VII blatt , welches im Chore häufig
HE, vorkommt, noch als Werke des
ä dreizehnten Jahrhunderts gelten Zu
17 5 lassen.
Uebrigens bezeichnet auch der
er" 542-1314515115.
Hauptstyl des Schiifes, insbesondere
"x soweit es sich nicht über die Höhe
T der Seitenschitfe erhebt, noch die
3;! erste Epoche des Spitzbogenstyles:
Säule im eben massenhafte Verhältnisse, dicke runde
1) Reise durch einige Münster und Kirchen des nördlichen peutsch1ands_
S. 134 u. s. f. (Es bedarf gegenwärtig 1851 der Bemerkung nicht, dass
Biischings Ansicht durch das Ergebniss der neueren Forschungen durchaus um-
gestossen ist und dass auch die alterthiimlichsten Theile das Magdeburger Domes
erst der Zeit nach dem Brande von 1207 angehören können.)