wie fast vermessen mein Wagniss, wie fern meine Nadelführung von
der festen Hand des wirklichen Künstlers war. Indess hoffe ich von
Deiner Freundschaft und von der Nachsicht des Publikums, dass
Ihr überhaupt Anforderungen der Art an meine Leistungen nicht
stellen werdet. Sie sollen, ohne allen Anspruch auf eigne künstleri-
sche Geltung, das im Text Vorgetragene einfacherläutern und sie
haben vielleicht doch das Verdienst, dass sie das Stylverhältniss des
Dargestellten möglichst festhalten, was beidem Ueberl-assen solcher
Arbeiten an fremde Copistenhände nicht allzuselten verloren geht i).
Ausserdem sind noch einige besondere artistische Beilagen hinzu-
gefügt. .
Und wieder blicke ich, innehaltend, zu der Figur des Moses
empor und auf das goldige Laub am Fenster, und es gemahnt mich,
Dir doch noch ein Wort von dem Landsitze, den ich für diesen
Sommer mit dem staubigen Berlin vertauscht, zu sagen. Bellevüe
gehört meinem Freunde, Bernhard von Lepel, dem Dichter der
„Lieder aus Rom". Der alte Park drausscn ist voll tiefen Grüns,
die Gegend umher, mit ihren vielgegliederten Wasserflächen, ihren
Föhrenwaldungen zur Seite der Wiesen, ihrem eigenthümlichen kleinen
Dünengehirge, ein charakteristisches Bild unsres märkischen Tief-
landes. Auch ist es klassischer Boden. Hier war einer der Haupt-
sitze altwendischer Herrschaft; man fühlt es dieser, in ihren Wassern
wohl gesicherten Gegend an, wie hier der letzte Wendenfürst, der
mächtige Jaxa von Cöpenick, geraume Zeit hin seine Herrschaft zu
behaupten vermochte. Nur Kunst, nur Denkmalc jenes Höchsten,
was menschliche Schöpferkraft hervorgebracht, meint man hier nicht
eben suchen zu dürfen. Aber das stille Schlösschen ist drinnen, an
Wänden, Schranken, Gesimsen, angefüllt mit den mannigfaltigsten
künstlerischen Erinnerungen an Rom und Neapel, die unerwartet
tausend heitre italienische Träume wach rufen; und der Moses ist
ein Bildwerk, daran das Gemüth des Betraehtenden sich immer und
immer auf's Neue anfzucrbauen vermag.
Ich muss eine nachträgliche Bemerkung hinzufügen. Verschiedene
Platten, zum Theil gerade zu den ersten Abschnitten gehörig, waren nicht so zu
Tage gekommen, wie es für den Zweck des Buches erforderlich schien. Einmal
ist man wohl übermüthig, seltner zweimal. Ich habe die neue Ausführung der
auf ihnen enthaltenen Radirungen nun doch einer fremden Hand überlassen müssen.