Studien
in Berlin und der Umgegend.
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den Gewölbgurten ursprünglich in solcher Weise beschaffen gewesen,
möchte ich dagegen in Zweifel ziehen.
Bei der Renovation ist, wie es scheint, auch den in der Kirche vorhan-
denen Bildern eine nähere Sorge gewidmet worden. Doch hängen sie jetzt
zum Theil so wenig günstig, dass ein Urtheil über ihre Beschaffenheit jetzt
fast schwerer 1st als früher; ich habe es daher im Obigen bei der vor
Jahren niedergeschriebenen Schilderung belassen. Die auf Cranach's Rich-
tung bezogenen Bilder werden übrigens doch nur unter dem Collectivbegriif
Cranaclfscher Schule zu fassen sein. Der Altar der Kirche erscheint jetzt
als einfacher Tisch, hinter dem ein Cruciiix aufgerichtet steht. Der Raum
um den Altar die Seiten des Chorschlusses unter den Fenstern haben
durch Fresken von C. H errmanns Hand, Patriarchen, Propheten, Evan-
gelisten und Apostel darstellend, eine bedeutender wirkende Ausstattung
erhalten.
Versehiedenartiges künstlerisches Interesse veranlasste mich mehrfach,
zum Besuch der Kirche von Bernau. Die Architektur derselben, schon
dem weiter vorgerücktem Mittelalter angehörig, ist nicht von ungewöhn-
licher Bedeutung, doch in manchen Einzelheiten wohl bcachtenswerth. Die
Schiffe auf der Nordseite zwei Seitenschife sind gleich hoch, die
Pfeiler im Chor rund mit je drei oder vier Halbsäulchen, die zwischen
den Schiffen zum grösseren Theil achteekig mit je acht Halbsäulchen. Das
Gewölbe hat bunte Gurtverschlingungen; daran eine Inschrift, die als Voll-
endungszeit des Baues das Jahr 1519 angibt. Die Sakristei der Kirche ist
besonders zierlich; ihr Gewölbe ruht auf einer in der Mitte stehenden
Säule, deren Schaft mit gewundenen Stäben geschmückt und deren Kapitäl
mit einem Blattkranze umschlungen ist. Consolen an den Wänden zeigen
eine nicht minder ansprechende Weise spätgothischcr Ornamentik.
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