Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Deutsche 
Kircl 
ITB Der 
farben auf Leinwand gemalt. und stellt eine stehende Madonna mit dem 
Kinde, von Heiligen umgeben. dar; zwei Engel halten über dem Haupte 
der Maria eine Sternenkrone. Darüber die Inschrift: Aldersclzoiteste maehet 
anaria, mit ihrer Uebersetzung: Pzzlclzei'rz'viza virgo Zllaria. Rechts neben 
ihr ist der heilige Franziskus, welcher die Hand des Christuskinrles fasst 
und demselben ein kleines Crucifix entgegenhält, daraus fünf Blutstrahlen 
ihm die lWunrlenmale bringen. Unter ihm ein andrer Franziskaner mit 
einem schwarzen Käppchen, welcher den Fuss des Kindes fasst, um ihn 
zu küssen. Und unter diesem knieend ein dritter Franziskaner, der Dona- 
tor, welcher die Hände betend emporstreckt, mit zwei Spruchbändern; auf 
dem einen derselben steht: O schoneste Jllarie, birilde ilteszzvn vor my, sunt 
m? salich nzake my; auf dem andern der etwas undentliche Name des D0- 
nators: Frater Hernzannzls illusrl. Auf der linken Seite der Madonna steht 
zu oberst ein Bischof; unter diesem noch ein Franziskanermönch, in den 
Händen ein aufgeschlagenes Gebetbuch und eine Oblate; und als dritte 
Figur die heilige Klara, welche in der einen Hand einen Apfel, in der an- 
deren eine Monstranz hält. Die Figuren sind, im Verhältniss zu den Köp- 
fen, schmal und kurz. in der Haltung hart und trocken; doch die Köpfe 
selbst vollendet in der Form, lebendig und ausdrucksvoll. Eine grosse 
Milde und fast weiche Gemüthlichkeit spricht aus den Gesichtern des Fran- 
ziskus und des jungen Bischofs; aber das Gesicht der Madonna fesselt durch 
eine unbeschreibliche Lieblichkeit den Beschauer. Das Bild erinnert an 
die Arbeiten des alten Wilhelm von Köln. 
Zwei andre vorzügliche Gemälde gehören in die niederdeittsehe Schule 
und Würden, wenn man nach einer genaueren Prüfung, als in iliremjetzigen 
Zustande möglich, den Lucas Cranach als ihren Verfertiger nennen wollte, 
diesem Meister nur zum Ruhme gereichen. Das eine derselben, mit Oel- 
farlien auf Holz gemalt und, wie es scheint, ganz wohl erhalten, hängt auf 
der nördlichen Empore und stellt den Christus mit seinen Jilngern bei der 
Martha vor, welche knieend die Auferweckung des Lazarus zu erflehcn 
scheint. Unter den Frauen der Martha sind mehrere anmuthige Köpfchen, 
und würdevoil sind die beiden knieenden ritterlichen Donatoren geha]- 
ten. Das Bild hat folgende Unterschrift:  
Anno Domini M. CCCCC und im XÄY Jar. Am Tag Albiizi Star]? 
41er Vil virclic Edel und gestrenc Herr Claus vom Bach vorlaut Groseonzter 
des Riiierllßhß" Tßllisclten Ordens in Preusseßz Dem. Got Geruch Genediclc 
Vud Barmherziclc zu Sein, Bei ein innicle Pater Nester und Ave Jlfaria 
vor die verSfüfbßn Süden Jost T. Truchses von Beczenlzaztsen Deusclts Or- 
dens zu. Dieser czeit Testamentarius Gewestt.  
D218 Bild hängt leider an einer so dunkeln Stelle, dass nicht Vieles 
deutlich zu erkennen ist. 
Das Zweite Gßlnälde, gleichfalls mit Oel auf Ilolz gemalt hänut nahe 
dem Eingange des Chores, an der Querwand des südlichen Sieitengchißes, 
Es ist leider sehr vertmreinigt und beschädigt; doch sind die Farben nicht 
VGTWQSCIICII, sondern an einzelnen und glücklicherweise zumeist nicht an 
den bedeutendsten Stellen abgesprungen. Es stellt eine Abnahme vom 
Kreuz dar und gehört, was die Art der ßehandhlng, so viel davon im 
jetzigen Zußtflnflß des Bildes zu erkennen ist, was die ränordnung des Gan- 
zen, was Lelien, Charakter und Ausdruck in den einzelnen Figuren und 
DGSOHÜCYS in de" Köpfen anbetrifft, zu einem der trellliehsten li-lerke jener 
Zeit. Der Christlllsleichnam im Vorgrundc ist merkwürdiger Weise mit
	        
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