Studien
Berlin
der Umgegend.
und
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nereu Maassen zu liefern, und daher vermindert sich hier die Zahl der
häufig ganz freistehenden dekorativen Theile des Sandsteinbaues, z. B. der
durchbrochenem Spitzen der Hauptthürme, der zierlichen, thurmartigen
Spitzen über den Strebepfeilern, der freistehenden Giebel über den Fenster-
und Thürötfnungen, der schwebenden Bögen, welche oft die Streben des
Seitenschiffes mit denen des Hauptschitfes verbinden, u. s. w. Die Orna-
mente haben ein weniger starkes Relief und kehren, da sie häufig mit ge-
wissen Formcn gemacht wurden, öfter wieder. Doch sind dafür die Pro-
tilirungen, namentlich an den Einfassungen der Fenster und Thüren, höchst
mannigfaltig, da eine starke Vertiefung der Glieder hier durch gebrannte
Formsteine leichter erreicht wurde. Die Haupt-Horizontallinien (die Ge-
simse), welche beim Sandsteinbau durch jene aufsteigenden Theile oft un-
tcrbrochen wurden, treten wieder bedeutsamer hervor, und überall ist das
Ganze massenhaftcr gehalten und zusammengehalten und wirkt auch auf
diese Weise.
Berlin, ein Ort, dem man gern alle Erinnerungen an die Zeit des Mit-
telalters absprechen möchte er hat freilich andre Erinnerungen, welche
bedeutender sind, besitzt drei (oder, mit Einschluss der kleinen Heiligen
Geistkirche, vier) im Spitzbogcn gebaute Kirchen. Unter diesen ist die
Klosterkirche, wenn auch nicht die schönste und grösste, doch die älteste
und rnerkwürdigste, und zeigt, da noch keine neueste Restauration ihrer
allerdings schlechten Beschaffenheit zu Hülfe gekommen ist, manches Alte
in seiner ursprünglicheren Form. Wir haben über dieselbe und die ehe-
mals dazu gehörigen Klostergebäude eine eigene kleine Schrift: „Das graue
Kloster in Berlin mit seinen alten Denkmälern, von Bellermann, 1824," die
uns in ihrem geschichtlichen Theile hie und da als Führer dienen möge.
Die Kirche gehörte zu einem Franziskanerkloster, das sich, zwischen
der Kloster- und neuen Friedrichsstrasse, von der Parochialkirche bis zur
Königsstrasse erstreckte. Die Gründung der Kirche fällt in das Jahr 1271,
zufolge einer der lnschriften über den Chorstühlcn in derselben, welche
theils eben die Stiftung, tlicils den damaligen Umfang des Franziskaner-
erdens angeben. Sie lautet, nach Beseitigung der Orthographie, folgender-
inaassen:
(Anno nzillesineo) ducentesirlzo LXXI illustrissinzi principes et domini,
dominus Otto et donzinus Albertus, onarclziones brandenburgici, erga ordinem
speeialz" devotioize permoti, aream, ubi praesens monasteriuvn est eonstruc-
tum, fratribzzs contulerunt gratiose, perpetzie possidendutvz. .POSi 7106, 1111710
clomini JVICCXC, strenuus miles, dominus Jacobus, domtvnlts de Nßbßde,
donavit fratribus hzgus loci latericidivzanz (die Ziegelei), sztanz znten Tem-
pelhoven et Beroliotunz. Sicque dictus miles et prmczpes praefatz, extzterzant
istius claustri fundatores.
Die eingeklammcrten Anfangsworte dieser Inschrift fehlen, indem das
Brett, worauf dieselbe steht, bei irgend einer Gelegenheit verkürzt sein
muss. Dasselbe findet bei dem entsprechenden Brett der gegenüber ste-
henden Inschrift Statt. Auch in Hübners Chronik des Franziskaneror-
dens durch Deutschland (München, 1686) wird das Jahr 1271 für die Grün-
dung dieser Kirche angegeben.
Das Kloster erlangte bald Bedeutung und Ansehen, und verschiedene
Landesfürsten und andre vornehme Personen sind. in demselben beerdigt
werden. In den Jahren 1471 bis 1474 wurde das Kapitelhaus gebaut,
zufolge den lnschriftcn um Knauf und Base der vier Säulen, welche das