DEUTSCHE
KIRCHEN
UND
IHRE
DENKMÄLER.
FEN.
W I M P
("Pagebuchblätter vom Jahr
. In Offenau hatte ich die Nacht geruht. Ein frischer September-
morgen empfing mich, nachdem ich das Wirthshaus zur Linde verlassen.
Fröhliche Morgenwinde umflatterten meine Schläfc; wie mit neuen Farben
blickten alle Gegenstände mich an. Eine reiche Landschaft umgab mich:
Vor mir Wimpfen am Berge mit seinen spitzen Kirchthürmen, auf dem
hohen, jenseitigen Ncckarufer; zuFRcchten einzelne Ansiedlungen, die sich
bis zum Flusse niederzogen; Gärten, Waldsaum, hinter mir, in einiger
Ferne, eine grosse Ruine; zur Linken Wimpfen im Thal, nur wenig
hervorragend aus den hohen, grünen Bäumen; und diesseit des Neckar ein
ander Städtchen, Jaxtfeld. Die Lerchen, welche ringsumher in der Luft
schwebten, wirbelten fröhlich in die Morgenluft hinein, und auch ich
schritt singend zum Neckar hinab. Bald hatte ich die Fähre erreicht; ich
liess mich übersetzen und ging nach der Bergstadt hinauf, wohin viele
Leute benachbarter Orte, des Rosenkranzfestes wegen, zogen.
Die Stadtkirche zu Wimpfen am Berge ist in gothischem Styl cr-
baut; die zweiThürme, zu beiden Seiten des Chors, sind mit spitzen, hohen
Dächern versehen; die Strebepfeiler schliessen mit zierlich geschweiften
Dächern. Ein Stein, welcher sich an einem der Strebepfciler des Schiffes
befindet, sagt: dass im Jahre 1494 der Grundstein gelegt sei; Chor und
Thürme scheinen älter. Das auf der Westseite befindliche Portal hat einen
Vorbau, ein Rundbßgen. über dem ein Eselsrückenbogen liegt. Die
Kirche hat zwei Seitenschiffe, jedes derselben, gleich dem Hauptschitf, ihren
besonderen Chor. Haupt- und Seitenschitife sind gleich hoch. Die Gewölb-
gurte bilden mannigfach verschlungene Kreisbogen. Das Gewölbe ruht auf
zweimal vier starken. runden Säulen, nicht, wie gewöhllliCh, auf Pfeilern.
die mit Säulenstäben verziert zu sein ptlögell- DOCh Scheint die Kirche Zu
niedrig gegen die Breite und besonders giebt ihr die Masse jener Gewölb-
gurte ein schwerfalligeres Ansehen. Die Altarbilder sind zierlich geschnitzte
und bemalte Hautreliefs zum Zusammenklappen, aussen bemalt. Vorzüg-
lich gute Gemälde waren auf einem solchen Nebenaltar. Sonst sind auch
einige gute Glasmalereien erhalten, namentlich eine kleine Anbetung der
Weisen. Vor dem Hauptchor steht ein altes, hölzernes, dürres Crucifix,
innen hohl, ein ehemaliges Mirakelbild, das die Pfaifen nach Gefallen wei-
nen und bluten lassen konnten.
Vor der Kirche stehen, unter einem eigenen Dach, drei Crucifixe, Sand-