Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Bibliothßk 
Gallen. 
93 
15.- N0. 1049 (Jaeck, S. XXIX). Elfenbeindeckel aus dem elften 
Jahrhundert. Auf jeder Seite eine Figur mit langen , einfach feierlichen 
Falten und ohne hervortretenden Unterleib; durchaus im besseren byzan- 
tinischen Styl. Sonst wenig Gefühl für Form; eine gewisse Härte in der 
Arbeit; die Köpfe zum Theil ungeschickt.  
Bibliothek 
VOII 
Dresden. 
Einige Handschriften der ehemaligen burgundischen Bibliothek vor- 
nehmlich sind hier für unsere Untersuchungen von Interesse. 
1.  O. 61. Das Jagdbuch des Grafen Phoebus Gaston von 
Foix (Ende des vierzehnten Jahrhunderts). Bilder auf Teppichgrund mit 
sauberen Thiermalereien; die menschlichen Figuren in der Art des kölni- 
sehen Styles. Zierlich leichtes französisches Randornament. 
2.  O. 49. Apocalypse de St. Jean. Funfzehntes Jahrhundert. 
Am Schluss des Buches steht: Nul. ne. sy. frote. (s'y frotte), die Devise 
Antons, Bastards von Burgund, natürlichen Sohnes von Philipp dem Guten. 
Reich mit Bildern auf Gold- oder Teppichgrund verziert, die im Styl und 
in der Technik denen der Stuttgarter Bibel (Bibl. N0. 3) ähnlich sind, 
auch mit Andeutungen ähnlichen Randornaments. Es sind hier in den 
Darstellungen oft ganz weisse Figuren, ohne Schattirung und. nur mit Um- 
rissen gezeichnet, absichtlich zwischen gemalte gestellt; auch zeigt sich an 
Einzelnen eine ungeschickte Dickbäuchigkeit. Im Costüm ist noch der 
Kettenpanzer vorherrschend.  
3.  0. 50. Ebenfalls apokalyptische Darstellungenenthaltend, denen 
der vorigen Handschrift sehr ähnlich. Häufig indess sind hier die Figuren 
nur in den Schattenpartieen mit der Farbe leise angetuscht. und das Or- 
nament ist im Uebrigen leer. 
L 
BIBLIOTHEK 
VON 
GALLEN. 
(Mai 
Zusätze zu den, im Aufsesfschen Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters, 
11., S. 250, enthaltenen Notizen von Mone, die künstlerische Ausstattung dort 
vorhandener Bücher betreifend. 
"N0. 21. Nottefs Psalmen mit Bildern."  Schwarz und rothe 
Federzeichnungen, mit Gold. Zwei Bilder und Buchstaben. Der Styl sehr 
Streng byzantinisch, etwas langgedehnt; der Faltenwurf ein wenig wulstig. 
"N0. 22. Psalmen mit Goldschrift und Bildern des neunten 
Jahrhunderts."  Meist leichte Federzeichnungen, leicht in den Schatten 
mit verschiedenen Farben getuscht. Der Styl in den Figuren und den Buch- 
Stabengrnafrnelltön zwischen dem carolingischen und dem byzantinischen in 
der Mitte. Noch Gefühl für Form, besonders in den Füssen; viel und 
absichtliche Bewegung in den Stellungen und namentlich im Faltenwurf;
	        
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