ANFÄNGE IN VENEDIG. CAP. III.
des vorausgehenden, so erhalten wir, allerdings in unbestimmten
Umrissen, ein Bild der Bedingungen, unter welchen die Maler
arbeiteten. Ihre Kunst war das Geschäft einiger grosser Meister
und zahlloser Mittelmässigkeiten. Die heranwachsende Generation
bestand aus Jünglingeu von sehr verschiedenen Gaben und Aus-
sichten, die Sämmtlieh abhängig waren von einem Publikum mit
sehr ungleiehartigem Geschmack. Für Männer mit geringen peku-
niären Mitteln war der Weg zur künstlerischen Höhe durch viele
Hindernisse versperrt. Manche Waren genöthigt, ihren Lebens-
unterhalt durch Möbel-Dekoration zu erwerben." Andere malten
Bilder auf Spekulation und stellten sie in den Läden der Händler
aus, welche sich in den die Piazza, von S. Marco mit der Brücke
des Rialto verbindenden Strassen aneinander reihten. In diesen
Strassen, die man mit dem Gesammtnamen der "Merceria" be-
zeichnete, wegte der Hauptstrom des Verkehrs; günstige Aufstel-
lung eines Bildes an den Schaufenstern dieser Strassen galt als
geeignetes Mittel, um Aufträge zu erhaltenfi Der Sinn des vene-
zianischen Publikums War aber für Würdigung von Gegenständen
häuslicher und intimer Art noch nicht geweckt; ständiger Nach-
frage erfreuten sich lediglich die „ernsten religiös-pedantischen
Sachen. "w
Indess für das dreistere Völkchen, welches den Schwierig-
keiten der Wandmalerei die Stirn bieten konnte, stand noch ein
anderer Weg offen. Die Venezianer liebten es, die Front ihrer
Häuser ausschmücken zu lassen. Bei den Bau-Contrakten über-
nahmen die Architekten oft die Verpflichtung, Fresko-Dekoration
anbringen zu lassen, und ein grösserer Palast in recht günstiger
Lage konnte, wenn solche Gemälde geschickt ausgeführt waren, auch
einem jungen Manne höchst lohnende Praxis verschaffen. Unmit-
telbare Verbindung eines reichen Patriziers mit den Malern ge-
hörte jedoch zu den grossen Seltenheiten; vielmehr geschah es
dell"
14 Ridolfi, Maraviglie I. S. 321, 322, 328.
15 Ridolfi a. a. O. II. S. 177, 178.
1G Ridolfi a; a. O. I. S. 322: "tenendo 1a cittiv. ancora
di gradiro quella sortc di figuxo divote e diligenti."
antica
opinione