LIQIANS
HEIMATH
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CAP.
er sei 1511 im Alter von 34 Jahren gestorben. 15 Ist die Alters-
zifter richtig, so ist die zweite Geburtsangabe falsch; eher kann
man die Jahre 1476 und 1477 zur Wahl stellen, denn da wir den
Geburtstag nicht überliefert haben, so kommt das Vorjahr mit
in Frage.
Palma Veechio starb in Venedig zwischen dem 28. Juli und
8. August 1528, nach Vasari im aehtundvierzigsten Lebensjahrew,
sodass der Tag seiner Geburt zwischen den 29. Juli 1479 und
den 7. August 1480 Iiele. Aber diese Angaben beruhen sowohl
bei Giorgione wie bei Palma lediglich auf der von Vasari be-
nutzten Tradition über die Altershöhe beim Tode beider Männer.
Tizian nun nennt sich in einem Briefe an König Philipp II.
von Spanien vom 1. August 1571 "einen alten Mann von 95 Jah-
ren", und diese Bemerkung, wenn sie auch streng genommen als
sein Geburtsjahr das Jahr 1476 markieren "würde, deckt sich auch
mit Ridolifs Angabe, wonach er 1477 geboren war." Hiernach
hätten wir nun Tizian und Giorgione als genaue Altersgenossen,
und zwar um einige Jahre älter als Palma Vecchio anzunehmen.
Betrachten wir aber Tizian's Werke, so will das Verhältniss anders
erscheinen; denn wir nehmen wahr, dass er von Giorgione und
von Palma Einfluss erfahren hat; überdies wird uns ausdrücklich be-
richtet, Tizian habe den Giorgione nachgeahmt, und nebenbei erzählt
die Ueberlieferung von seiner Leidenschaft zu Palma's Tochter."
Ehe man also Tizian's eigene Aeusserung über sein Alter
kannte, durfte man mit Fug und Recht entweder Vasarfs Gewähr
bezüglich der Lebensdauer Giorgionds und Palmzüs annehmen und
dann seine Angabe über Tizian verwerfen, oder umgekehrt; denn
wenn man beides gelten liess, kam man zu dem kaum zulässigen
15 Vasßri, Ed. Lem. 1846-1870, VII. S. 80, S7.
16 Vasari IX. S. 145,
17 vgl. später und s. Ridolü, Le maraviglie de11' arte ediz. sec. Padun. 1835.
I. S. 196 im Vergleich mit Tizianellds Anom, S. 2 und Ticozzi, Vite de' pittori
Vecellj, S. 7.
18 NVir wissen jetzt, dass Palma Vecchio kßine legitimen Kinder hatte, vgl.
Crowe und Cavalcaselle, Gesch. der ital. Malerei, deutsch von Jordan, Band VI.
und Boschini, Carta dcl navegar pittoresco, Venedig 1660, S. 368.