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TIZIAN'S
EILELLUNG
UM 1535.
CAP
Wenn man wagen darf, diese Cäsaren im Lichte der Sadeler-
schon Stiche zu beurtheilen, so erscheinen sie als dekorative
Arbeiten, die hart an die Grenze des Grotesk-Theatralischen
streiten. Sie sind sammtlich in halber Grösse in voller Rüstung
dargestellt, mit Lorbeer bekränzt und halten Kommandostäbe in
den Händen. Die Geberden sind gezwungen und auch manchmal
unnatürlich? Die Originale mögen indess Vorzüge besessen haben,
welche die jetzt hervortretenden Mängel aufwogen, und es ist mög-
lich, dass ihre bombastische Erscheinung an den Wänden des Man-
tuanischen Schlosses sich ganz anders ausnahm. Dem Herzog ge-
fielen sie, Lomazzo erklärt sie für ganz angemessen. Als Vincenzo
Gonzaga sie unter der Hand an Daniel Nys verpfändete oder ver-
kaufte, waren seine Unterthanen tief betrübt darüber. Das blosse
Gerücht von ihrer Wiedereinlösung veranlasste die Mantuaner zu
einer öffentlichen Kundgebung; umso grösser war ihre Entrüstung,
als sie entdeckten, dass der Schatz in dem guten Schiffe ,Mar-
garet" von Malamoceo nach England gesegelt sei?"
Während Tizian an diesen Arbeiten beschäftigt war, machte
er in Gemeinschaft mit Aretin Wiederholt energische Anstrengungen,
Etwas von den Versprechen des Kaisers zu sichern. Er bat Fe-
derigo Gonzaga, seinen Anspruch an den Schatz von Neapel zu
unterstützen, was der Herzog durch Vermittlung seines Bruders,
des Kardinals von Mantua, zu thun sich willig fand. Gonzalo
Perez ward angegangen, Davila in derselben Angelegenheit zu
drängen und Davila schrieb freundlich an den Kardinal Carra-
ciolo, er möge den Forderungen des Malers bei dem neapolita-
nischen Schatzmeister Nachdruck gebenfä Jedoch all' dieses Hin-
__Treasures II. S. 497); sie kamen beim Verkauf der Galerie Orleans für '20 f an
Mr. Cosway.
53 Die Stiche erschienen in vier Heften, jedes zu drei Blatt. Sie haben die
Nummern I-XII. und sind bezeichnet "Aegidius Sadeler M- 56111- Titißlllls in-
venit." Vorgestellt sind: Julius Caesar, Octavianus Augustus, Tiberius, Caligula,
Claudias, Nero, Galba, Otho, Vitellius, Vespasian, Titus und Domitian.
5" vgl. Vasari XIII. 31, Anmerkung, Lomazzo, Trattato S. 432 und s. den
Brief des Kardinals Pietro Cumpori an Abbate Fontana, aus Cremona. vom 19. Mai
1629 in Camporfs Lettere inedite S. 100. -
55 s. in Ticozzfs Vecelli etc. S. 181 die Auszüge aus Lirutfs Notizie delle
vite dei letterati del Friu1i_