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TIZIAN'S
STELLU NG
UM
1535.
CAP
an Benvenuto Cellini, Bembo habe soeben begonnen, sich den
Bart wachsen zu lassen und drückt sein Wohlgefallen über diese
Veränderung aus, welche das Gesicht weit malerischer machcßs
Das erwähnte Porträt ist ohne Zweifel ursprünglich für Jacopo
Nardi, den Freund und Gevatter Tiziaifs gemaltig, es ist in halber
Grösse ausgeführt, der charaktervolle Kopf hat kurzgeschorenes
Haar, aber langen Bart. Die Stirn ist hoch, die Nase gebogen,
die Wangen sind hager; die rechte Hand halt einen Handschuh,
der Anzug besteht aus schwarzem geblümten Seidenzeug. Das
ganze Bild ist durch Alter, Verputzung und Reinigungen zum An-
sehen eines getünchten Monochromens heruntergebracht. Trotz
einer wunderlichen Inschriftzuthat auf der Rückseite des Bildes
steht die Echtheit ausser Zweifel. Die Hand Tizian's ist unver-
kennbar. Gleichwohl hat es fast gar keine Aehnlichkeit mit der
Büste von Cataneo auf dem Denkmale des Kardinals im Santo
zu Padua. Dies mag aber daher zu erklären sein, dass Tizian
denselben nach dem Leben gemalt hat, Cataneo seine Büste aber
erst nach Bembo's Tode modellierte. i"
In Bembo's Museum zu Padua, das den meisten italienischen
Künstlern und Antiquaren wohl bekannt war, sah Tizian wahr-
scheinlich zuerst einige der Antiken, welche ihm als Grundlage
für die berühmte Reihe römischer Kaiser dienten, die er nun für
den Herzog von Mantua begann. 1536 hatte Giulio Romano die
„Sala di Troja" im Castello zu Mantua vollendet und machte
Fortschritte in den in der Nähe befindlichen Gemächern, als es
Federigo Gonzaga in den Sinn kam, in einem der Zimmer aus-
schliesslich Casarenbildnisse aufzustellen und Tizian mit der Aus-
39 Benv. Cellini an Varchi, Rom, 9. September 1536, in Bottari, Raec. di
lettere pitt. I. S. 15, 16.
39 vgl. darüber Priscianesds Bericht über einen Abend bei Tizian (s. Später),
"J Von der Büste auf dem Grabmal Bembds in S. Antonio zu Padua gibt
Gonzati, Basilica di S. A. II. S. 172 eine Abbildung; vgl. auch den Brief Aretin's
an Danese Cataneo vom April 1548 in den Lettere di M. P. Aretino IV. S, 2Q5_
Das Nardfsche Bild, welches die Verfasser im Studio des Signor Vasen in Venedig
sehen, ist lebensgrosse Halbfigur. Auf der Rückseite der alten Leinwand unterhalb
GIIIGS angeiiickten neuen Stückes steht die seltsame Inschrift: „P. Bembo, fecit,
am] dem 15