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XL PIETRO BEMBO. 343
zu bewegen suchte, anscheinend vernachlässigt. Nach dem Tode
Leo's des X. i. J. 1522 zog er sich nach Padua zurück, wo er
von seiner Sinecure und einem Gehalte der venezianischen Republik
lebte. Dass ein Mann, der die Kunst liebte und die beste Galerie
von Gemälden und Antiken besass, die im XVI. Jahrhundert
existiert hat, Tizian so lange entfremdet bleiben konnte, ist auf-
fällig. Entweder vermochte Bemb0's stolze Natur dem Maler nicht
zu verzeihen, was er von dessen Seite für Unhöflichkeit oder
Missachtung genommen, oder seine ausgesprochene Vorliebe für
die Werke Rafaefs und Michelangelds, mit denen Beiden er
persönlich bekannt gewesen, verhinderte ihn, die Freundschaft
mit Tizian zu pflegen. Zu Anfang des Jahres 1537 hatte Bembo
Verdruss mit "Leone Leoni, dem Bildhauer von Arezzo, den er
in Rom mit der Ausführung des Stempels für eine41Medaille
beschäftigt hatte, und dieser beklagte sich bei Aretin, seinem
Verwandten, dass Bembo ihn gegen Benvenuto Oellini zurücksetze.
Aretin's Antwort enthält eine Abfertigung Leoni's und ist gleich-
zeitig ein Beweis dafür, dass zwischen dem „Triumvirat" und
Bembo freundschaftliche Beziehungen bestanden. „Der Geschmack
des Humanisten" heisst es in Aretin's Antwort „sei viel zu
gebildet, als dass man von ihm glauben könne, er werde ver-
fehlen, ein Kunstwerk, das Tizian und Sansovino aufrichtig be-
wunderten, nach seinem wahren Werthe zu würdigen. " 35 Um diese
Zeit mag auch Bembo dem Tizian gesessen haben; denn i. J.
1540 bekennt sich jener in einem Briefe an Girolamo Quirini zum
Empfange „seines zweiten Porträts von Tizianßßü Wir bezweifeln,
dass das erste Portrat erhalten geblieben ist; wenn jedoch das
Bildniss im Besitz der Familie Nardi in Venedig in Wahrheit
Bembo vorstellt, so muss es eine in der hier in Rede stehenden
Zeit entstandene Wiederholung seinF" Dies wird durch einen ausser-
liehen Umstand mit bestimmt. Im J. 1536 schrieb Benedetto Varchi
Venedig,
Privat-
besltz.
35 Aretin an Leone Leoni, 25. hiai 1537, in den Lettere di M. P. Aretino I.
8.103, 104.
96 Bembo an Qnirini, 30. Mai 1540, in Bembds Opere VI. S. 316.
37 Nach Vasari XIII. 37 hätte Tizian B_embo's Porträt vor 1513 gemalt; wenn
dies der Fall gewesen, so ist das Bild, was er im Sinne hatte, verloren gegangen.