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STELLU NG
UM 1535.
Wochen darnach war er ermordet. Der Herzog von Urbino, der
sich anschiekte als Oberfeldherr Paul's des IlI., Vcuedigs und des
Kaisers gegen die Türken zu ziehen, hatte naturgemäss Neider
in Menge. Beispielsweise sei nur Guido Rangone genannt, der
als General des Papstes eifersüchtig war. Dann hatte der Herzog
aber auch die Parteigänger des mit Soliman Verbündeten Frank-
reichs gegen sich, das mit seinen Intriguen in Venedig thätig war
und dort selbst unter den Mitgliedern des „'l'riumxrirats" Freunde
fand. Der Gonnetable von Montmorency bot Aretin eine jähr-
liche Pension von 400 Scudi, wenn er im Interesse Franz des I.
schreiben wollte und Aretin nahm das Anerbieten an. Comitolo,
der Geschäftsträger des Guido Rangone, War die Person, welche
über die Bestechungssumme unter-handelt hatte; er gehörte zu den
nahen Freunden Tizian's, Sansovinds und Anichinisi", während
Aretin und seine beiden Gollegen im Triumvirat Guido's Geirattern
warenßs Welcher Makel aber auch auf Aretin haften mag, der
sich zum Anwalt jeder Partei bergab, die ihn bezahlte, so würde
man doch sehr unrecht thun, Wollte man die Maler, die abwech-
selnd für jede dieser Parteien arbeiteten, mit dem gleichen Maasse
messen und sie, ebenso hart verurtheilen. "Künstler haben unter
allen Umständen das Vorrecht einer erhabenen Neutralität inmitten
der Politik des Tagesfm
Tizian's enge Beziehungen zum urbinatischen Herzogspaare
i. J. 1537 hatten zur natürlichen Folge, dass er auch die Ver-
bindung mit dem vertrautesten Rathgeber des fürstlichen Hauses,
Pietro Bembo, wieder erneute. Seit den Tagen des Aldinischen
Klubs und_der Uebersiedlung nach Rom hatte Bembo den Meister,
den er einst vergebens zum Besuch der päpstlichen Hauptstadt
32 s. den Brief des Hieronimo Comitolo an Aretin vom 17. Mai 1537 (Druck-
fehler: 1534) in den Lettere a M. P. Aretino S. 222 und den andern desselben an
denselben aus Paris, 1. Juni 1537, ebenda S. 223 (I. 2. 34 und 36)- Beide Male
lässt Comitolo den Tizian grüssen; s. ferner das Schreiben Arotin's an Montmorency
vom 8. Juni 1537 in den Lettere a M. P. Aretino S. 112.
33 Guido Rangone wurde im November 1536 zum päpstlichen General ernannt.
In eineni gleichzeitigen Briefe sagt Aretin, dass Tizian und Sansovino Rangomäs
"Cümpari" seien (s. Lettere di M. P. Aretino I. S. 62).
34 Vgl- 11011 vArtikel der Quarterly Review vol. LXVI. N o. OXXXI. S. 17.