CAP.
VERßÄLTNlSS
CADORINERN.
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Schloss kommandierte" und darauf ausging, ein Vermögen zu er-
werben, wenn er in Venedig den nöthigen Rückhalt hatte, es wohl
wagen durfte, den Handel mit gewissen Produkten zu mon0poli-
sieren, und sich somit auf Kosten des Volkes, das zu regieren er
entsandt war, zu bereichern. Entweder baute aber Zeno zu fest
auf sein Ansehen oder er unterschätzte die Gewalt seiner Feinde;
genug: Tizian's Vermittlung und die Geschicklichkeit der Cado-
riner Gesandten bereiteten ihm eine Niederlage. Der Doge sandte
ihm kraft Senatsbeschlusses den Befehl, sich künftighin des Kauf-
schlags zu enthalten.
Während die Autmerksamkeit der Cadoriner durch diese un-
bedeutenden Vorfälle beschäftigt ward, bereiteten sich in Italien
wichtige Ereignisse vor. Am September starb Papst Clemens
der VII. und machte Paul dem III. aus dem Hause Farnese Platz,
und am 31. Oktober desselben Jahres raffte ein ganz plötzlicher
Tod den Herzog Alfonso von Este hinweg. Durch diese beiden
Todesfälle verlor Tizian auf der einen Seite einen Gönner, dem
er einen grossen Theil des Erfolges seiner früheren Arbeiten zu
verdanken hatte, andrerseits gewann er mächtige Freunde in den
kurialen Kreisen Roms. Seine Beziehungen zur Familie Farnese
begannen jedoch nicht sogleich nach Paul's Thronbesteigung, es
verging vielmehr geraume Zeit, ehe die Prinzen dieses klugen,
aber raubgierigen Geschlechtes die Dienste des Meisters schätzen
lernten und sich herabliessen, sie in Anspruch zu nehmen.
Inzwischen waren andere Freunde nicht mtissig, die Interessen
des Malers zu fördern. Im Februar 1534 führte ihn Federigo
Gonzaga durch einen Empfehlungsbrief bei seinem Bruder Ferrante
ein und bestellte für diesen einen „Raub der Proserpina" sammt
einem als Gegenstück dazu passenden Bilde, die zum Geschenk
für einen spanischen Granden bestimmt warenf Pier Paolo Ver-
gerio, der während der Zeit, w0' er als Rechtspraktikant in Vene-
dig gelebt, die Bekanntschaft des Malers gemacht hatte, war nun-
mehr päpstlicher Nuntius in Wien und schrieb im Mai von Prag
4 Brief Federigo Gonzaga's an Tizian, Mantua 7. Februar 1534 bei Gaye,
Carteggio II. S. 252, und Brief Benedetto Agnellds an Calandra vom 14. Februar
1534 im Anhang N0. XLVII.