CAD. X. BILDNISS ISABELLNS VON ESTE. 31']
Aermeln von einem durchsichtigen blauen Stoffe mit Einfassungen
von abwechselnd weissen und goldenen gemusterten Streifen, weisse
Manchettenkrausen, Perlen in den Ohren, grauer Astrachanpelz um
die Schultern, Alles vorzüglich angeordnet, tritt in starken Gegen-
satz zu den {lachen Tönen von Gesicht, Hals und Händen, die
vielleicht ursprünglich schön gewesen, jetzt aber durch Abputz-
ungen und Retouchieren unwiederbringlich verdorben worden sind.
Dass wir in dem Bilde die berühmte Fürstin vor uns haben, kann
nicht mehr bezweifelt werden, da ein Stich, den Vorstermans nach
einer von Rubens in Mantua genommenen Copie ausführte, mit
ihrem Namen bezeichnet ist. "m Zahlreiche Bildnisse Isabellzüs in
öffentlichen und Privatgalerien, die hinsichtlich des Alters, der
Gesichtszüge und des Anzuges nur unbedeutend von einander ab-
weichen, beweisen, dass fürstliche Frauen sich auch damals gern als
Braut oder junge Mutter malen liessen. Der Zustand, in welchen
selbst die besten dieser Porträts geriethen, macht es jedoch sehr
schwer, die Hand Tizian's zu erkennen, während in den meisten
Fällen die seiner Nachahmer und Copisten recht ersichtlich hervor-
tritt. Keine der Wiederholungen hat mehr Anspruch auf Originalität Petersburg,
als die in der Ermitage zu St. Petersburg, auf welcher Isabellu Ermlmga
mit einem Knaben abgebildet ist. Auf einigen "Pheilen dieser
46 Wien, Belvedere, I. Stock, II. Saal No. 29. Der Hintergrund ist grüne
Gardine und dunkle Wand. Eine starke Verputzung bemerken wir an der Stirn
und dem rechten Auge, die Hände sind formlos geworden, das Ganze hat überhaupt
durch Reinigung und Uebermalung beträchtlich gelitten. Ueber die Geschichte des
Bildes kann Folgendes angegeben werden: Erzherzog Leopold Wilhelm kaufte es für
seine Sammlung in Brüssel und von dort kam es dann in die kaiserliche Galerie.
Nach A. Krallts historisch-kritischem Katalog der Gemälde-Galerie des Belvedere,
Wien 1854, S. 60 wäre es das Porträt, welches in die Sammlung König KarPs
des I. von England überging; dies ist jedoch Irrthum, erstens weil das Maass des
dort befindlich gewesenen Bildes mit 2 Fuss Höhe und 2 Fuss 5 Zoll Breite an-
geben ist, während das Wiener Exemplar 3 F. 2 Z. zu 2 F. misst (98 zu 63 Cm.)
und sodann, weil die Markgräfln auf dem Bilde im Besitze Karls des I. in rothem
Kleide dargestellt war (s. Bathods Katalog). Das Wiener Bild ist jedoch zweifel-
los dasjenige, welches Rubens copiert hat (s. das Inventar in Sainshurfs Papers
S. 237), da es zu dem Stiche Vorstermans stimmt, der die Unterschrift hat: "Isa-
bella Estensis Francisci Gonzagae March. Mantovne uxor. E Titiani prototypo
P. P. Rubens, excff Gestochen ist es ausserdem von v. d. Steen für das Galerie-
werk von Teniers, Ignaz Krepp u. A., photographiert durch Miethke und Wawra.
Eine Gopie desselben befindet sich im Museum zu Madrid unter N0. 495.