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TIZIAN
UND
DER V. CAP. X.
KARL
die Wiederholung aber kam erst i. J. 1536 nach Mantua, wo sie
geblieben zu sein scheint. 2' Ein anderes Exemplar ausser dem
im Museum zu Madrid befindlichen gelangte in die Hände Karls
des 1. von England. Im Inventar von Whitehall war es aufgeführt
als "Kaiser Karl der V., von dem König aus Spanien gebracht,
in voller Grösse mit einer weissen irischen Dogge gemaltßii
Man erzählt sich von Karl dem V., er habe seit dem Tage,
an welchem er Tizian zuerst gesehen, keinem anderen Maler mehr
die Ehre des Oonterfei gegönnt?) Diese Behauptung gründet sich
auf ein Patent, welches der Kaiser damals bei seiner Ankunft
in Barcelona für den Meister ausfertigen liess. In dieser am
10. Mai 1533 ausgestellten Urkunde heisst es von Tizian, er sei
so hochbegabt, -dass er der Apelles seiner Zeit genannt zu werden
verdiene; der Kaiser folge nur dem Beispiel seiner Vorgänger,
Alexander's des Grossen und Octavians, wenn er ihn zu seinem
Maler erwähle. Alexander habe ausser Apelles Niemand gesessen
und Octavian habe nur den besten von allen Künstlern beschäftigt,
damit seine Glorie nicht durch die Sudeleien ungeschickter Maler
getrübt werde. Tizian's glückliches Kunstschalfen und die Geschick-
lichkeit, die er bewiesen, geben ihm Anspruch auf kaiserliche
Gunst. Demgemäss ernenne er ihn zum Grafen des Lateranischen
Palastes und zum Mitglied des kaiserlichen Hofes und Staats-
rathes unter dem Titel eines Pfalzgrafen mit allen aus dieser
Würde entspringenden Vorrechten. Hierdurch erlangte er die Be-
fugniss, Notare und gewöhnliche Richter zu ernennen, illegitime
Nachkommen von Personen unterhalb des Standes eines Prinzen,
(ärafen oder Barons für legitim zu erklären; seine Kinder wurden
zu dem Range von Edelleuten des Reiches erhoben mit allen
Ehren der Familien mit vier Standes-Generationen. Tizian selbst
27 Brief Fedcrigo Gonzagafs an Tizian, Mantua 27. April 1533, bei Gaye,
Carteggio II. S. 262.
28 s. Ashmolean MS in Bathoefs Katalog N0. 12. Das Bild maass 6 191155
2 Zoll zu 4 Fuss. Es wurde laut der „Oertiükate über den Verkauf der Guter
weiland Sr. Maj. König KarTs" (s. Academy, Nummer vom 7. März 1874, S. 268)
am 21. Juni 1650 für 150 f Sterling an Sir Balthasar Gerbier verkauft; vgl. da-
rüber auch Sainsburfs Papers S. 355.
29 Vasari XIII.