CAP. X. PORTRÄT KARL'S DES V. 303
male des dreiviertel nach links gewandten Gesichtes, das sich von
einem halbgeraiften Vorhang in sattem Tiefgrün abhebt. Schwarze
Mütze mit Weisser Feder bedeckt den Kopf, das Wamms besteht
aus verschiedenen Seidengeweben; das weisse Ueberkleid von
steifem Brokat hat breiten Kragen und Futter von dunklem Pelz-
werk, die Aermel von gestreiftem Stoff sind an den Schultern ge-
pufft und an den Armen geschlitzt, Schuhe und Strümpfe einfach,
das Beinkleid geratft und gestreift, das Ganze mit Mustern be-
stickt. Die rechte Hand ruht auf der Hüfte und spielt mit dem
Dolche, der nebst einem Beutel am Gürtel her-abhängt; der
Daumen der linken Hand fasst das Halsband eines rehfarbenen
LIadrid,
Museum.
spanischen Hundes, dessen Race noch nicht ausgestorben war,
als Velasquez sein grosses Bild "die Jagd" componierte. Es ist
sehr Schade, dass ein grossei- Theil des Bildes, namentlich der
Mund und die untere Partie des Gesichtes übermalt worden ist,
um alte und wahrscheinlich unverbesserliehe Beschädigungen zu
verdecken? „Der Tod" sagt Aretin „ sollte den Mann hassen,
der Denjenigen, welche er tödten will, die Unsterblichkeit sichert. "ß
In diesem Sinne ist Karl mehr als ein Mal unsterblich gemacht
worden, doch, wie er selbst damals glaubte, nie in geschickter-er
Weise. Wir werden sehen, wie er seine Dankbarkeit bewies.
Als der Kaiser nach Genua abgereist war, brachte Tizian das
Porträt nach Venedig, um es dort für den Herzog von Mantua zu
copieren und gab demselben diese Absicht brieflich am 10. lilärz
1533 kund, indem er das Missgeschick beklagte, nicht früh genug
von Bologna abgereist zu sein, um seinen Gönner noch anzutref-
fen?" Das Originalbild ist zweifellos an Karl geschickt worden,
24 Madrid, Museo del Prado N0. 453, Leinwand, h. 1,92 M., br. 1,11 M.
Nachrichten über das Vorhandensein des Bildes in den königlichen Schlössern zu
Madrid liegen aus der Regierungszeit Philipps des II., Kar1's des II. und III. vor
(s. Madrazds Katalog von 1872 I. S. 2-15). Das Gesicht zeigt dasselbe Alter wie
die Skizze der weiland Sammlung Zambeecari (vgl. oben Anmerkung 18), die Farben
haben, wo sie nicht übergangen sind, die Frische verloren und sehen trübe aus, wie
wenn sie durch schlechten Firniss hedeckt wären. Umriss bei Reveil und Duchesne.
25 s. den Brief Aretin's an Veronica Gaxnbara in den Lettere di P. Aretino
I. S. 179.
"i s. den Wortlaut im Anhang N0. XLV.