296 TIZ!AN'UND KARL DER V. CAP. X.
Nach den Schilderungen der Zeitgenossen stach die Hofhal-
tung Karl's des V. auffallend von der Franz des I. ab. Es ward
i. J. 1529 in Parma sehr bemerkt, dass der Kaiser und sein Ge-
folge durchaus nicht so glänzende Kavaliere seien wie die Fran-
zosen selbst unter einem untergeordneten Geschättsträger wie Cha-
botf Aber Karl war ein gebildeter Gönner der Kunst, welche
er zuerst in Flandern schätzen gelernt, und dabei ein so einge-
fleischter Sammler, dass er seine Schätze später sogar in das ein-
same Kloster in Estremadura mitnahm, das er sich als Ruhesitz
ersehen. Im J. 1530 tröhnte er in Bologna seiner Lieblingsneigung
durch den Besuch von Kirchen und Klöstern, wo Bilder und andere
Kilnstschätze zu finden waren. Seine Begegnung mit Fra Da-
miano, dem Meister des Holzmosaik, ist berühmt geworden und
ebenso bekannt ist es, welche Aufmerksamkeiten er für Enea
Vico und andere Künstler hatte. In Mantua befand er sich noch
keine Stunde im Schlosse, als er sich auch schon anschickte,
dessen Inhalt kennen zu lernen. Der Herzog zeigte ihm die neu
ausgeschmückten Zimmer seines Palastes und besonders die Ca-
mera dell' Arma, wo die besten Gemälde Platz gefunden hatten.
Dort hing an der einen Wand Andrea del Sarto's Copie des Ra-
faePschen „Leo", an der zweiten das Hieronymusbild eines Fland-
rers, die dritte enthielt ein Bildniss des Herzogs als Knabe, von
Rafael gemalt, und eins von Tizian, das ihn als Mann darstellteß
Hierauf nahm man die Rüstkammer in Augenschein, eine höchst
bedeutende Sammlung. Sie umfasste die Waffenstücke sämmt-
licher Markgrafen der Familie Gonzaga von Anfang an. Dann
kam die Reihe an die Helme des Herzogs von Urbino, die von
Kennern sehr geschätzt wurden, und im Verlaufe des sich darüber
entspinnenden Gespräches zeigte der Kaiser mit Stolz einige seiner
eigenen Harnische, die als Wunder deutschen Kunsthandwerkes
anerkannt wurdenf Von allen Kostbarkeiten aber, welche der
5 s. Niccolü da Ponte's Bericht bei Alböri, Relaz. Ven. II. Serie B. III.
e s. den Brief des Ippolito Calandra an Federiglo Gonzaga, Mantua, 28. Oktober
1531 bei Pungileoni, Rafael S. 182, und den des Aretin an die Kaiserin in den
Lettere di P. Aretino I. S. 257.
" d'Arco, Arti di Mantova II. S. 118 und 119.