ZEHNTES
CAPITEL.
Tizian
u n d
Karl
der
Die Krönung Karl's des V. zu Bologna bezeichnet eine Epoche
in den italienischen Verhältnissen. Die ganze Halbinsel lag zu
des Kaisers Füssen. Der Papst war sein Verbündeter, Mantua
war ihm dienstbar, Mailand unterthänig, Genua occupiert, Venedig
hielt Frieden, Ferrara ward gehätsehelt und Savoyen war zweifel-
haft. Florenz allein hoffte, wo keine Hoifnung mehr war und
lehnte sich gegen die kaiserlichen Waifen auf. Es blieb dem
Kaiser nur noch die Aufgabe, Toskana zu kirren oder zu zwingen
und die streitigen Ansprüche auf Modena und Reggio zu ent-
scheiden. Anders lagen die Dinge jenseits der Alpen. Dort schien
die Niederwerfung Italiens vom Jahre 1530 die im ganzen Reiche
herrschenden Verwicklungen nicht vermindert, sondern im Gegen-
theil vergrössert zu haben. Das Bündniss mit dem Papste ver-
schärfte Karlls Bruch mit den Protestanten und die Feindschaft
Frankreichs feuerte die Türken zur Eroberung Oesterreichs an.
Mit grossen Anstrengungen ward ein Heer zusammengebracht, um
den Einfall der Moslem zurückzuweifezn. Die Gährung in der
Kirche machte neue Verhandlungen nothwendig und Karl fand es
gerathen, Italien abermals zu besuchen, um den Papst zur Be-
mfllng eines allgemeinen Koncils zu bestimmen.
Nach dem Rückzug der Türken aus Ungarn 1532 ging Karl
über die Alpen und schrieb im Oktober an seinen Bruder Fer-
dinand, er sei entschlossen, in Bologna mit Clemens dem VII.