CAP. IX. DIE PFRÜNDE VON MEDOLE.
Lgl
Ton seines Briefes ein ganz anderer. Er schreibt sehr demüthig
und dankbar, denn der Herzog hat ihm mitgetheilt, dass ihm die
Pfriinde und deren Einkommen gewährt sei. Jetzt gratuliert Tizian
Seiner Gnaden zu dessen bevorstehender Vermählung, kniet (wenig-
stens brieflich), küsst seine Hände und erklärt sich zum Sklaven
aller seiner Wünsche. 13
Am 7. September berichtet Agnello, dass Tizian die Bulle
über das Beneüzium zugefertigt sei. „Die Freude des Meisters
beim Empfange desselben" meldet er "hätte nicht grösser
sein können. Ich drängte ihn, die Bilder zu fördern, die er Ew.
Hoheit schuldet, und er versprach sie ungesäumt zu vollenden."
Tizian's Verbindlichkeiten waren gerade i. J. 1531 manigfaltig
genug. Ausser den Aufträgen für die Gonzaga, die er im Oktober
und November ausfuhrte, arbeitete er fleissig an.den ihm durch
den Dogen Gritti überwiesenen öffentlichen Gemälden und neben-
her nahmen Aretin's Privatinteressen einen guten Theil seiner Zeit
in Anspruch." Drei Männer waren es, ran deren Gunst dem geld-
gierigen Literaten damals hauptsächlich lag: der Doge, der Her-
zog von Mantua und Francesco Stbrza, Herzog von Mailand. Das
Wohlwollen der ersteren äusserte sich durch ihre Agenten in Vene-
dig, den Kanal für die Huld des Stbrza bildete Maximian Stampa,
ein kaiserlicher Parteigänger, der im Kastell von Mailand befehligte.
Als Erkenntlichkeit für materiellere Zeichen von Stampas Gunst
sandte Aretin diesem im Oktober eine von Luigi Anichini ge-
schnittene Gemme und ein Gemälde von Tizian, das den jugend-
lichen Johannes darstellte. In dem diese Geschenke begleitenden
Briefe verweilt er eingehend bei "den schönen Haarlocken des
1831 veröffentlicht, ist wieder abgedruckt in Cadorizfs Schrift: Dello amore di Ti-
ziano S. 37.
73 Den vollständigen Wortlaut der Briefe, welche Pungileoni und Cadorin nur
im Auszuge geben, s. im Anhang unter N0. XXXII. und XXXIII. Die Verbindung
des nunmehrigen Herzogs von Mantua mit der Erbin von Montferrat vollzog sich
in Casale im Oktober 1531; vgl. B. Arelids Schreiben aus Turin vom 17. Oktober
1531 an Aretin in den Lettere a. P. Aretino I. l. S. 170.
74 vgl. über diese Aufträge den Brief Tizian's an den Herzog von Mantua vom
29. Oktober und den des Agnello an Celandra vom 30. November 153l im Anhang
N0. XXXIV. und XXXV.
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