CAP.
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auf welches Tizian ganz aussergewöhnliche Mühe verwandte, kön-
nen wir in verschiedenen Briefen, die zwischen dem Markgrafen
und dessen Geschaftstrager Agnello im März und April gewechselt
Wurden, verfolgen. Am 14. April meldeten Tizian und der Man-
_tuanische Gesandte die Absendung des Gemäldes, dessen Ein-
treffen Federigo aufs Huldvollste anerkannte. 65
Die "Magdalena" gefiel den Gonzaga's so gut, dass sie eine
Copie davon machen liessen. Als Daniel Nys die Mantuanische
Sammlung nach Venedig brachte, befand sich darunter eine Mag-
dalena von Tizianw, und es ist allerdings möglich, dass Karl
der I. nur eine spätere Nachbildung des an Davalos gesandten
Originals erhielt. Gewiss lernte der General damals Tizian kennen;
im November des Jahres 153i bat er Aretin, jenen zu veran-
lassen, nach dem Hauptquartier in Correggio zu kommen, mit
dem Bemerken, die Schritte des Malers würden nicht vergeblich
gethan sein. 67 Ob Tizian schon früher eine Magdalena gemalt
habe, lässt sich schwer bestimmen. Jedenfalls war es ein ihm
sehr zusagender Vorwurf, da er sich gerühmt haben soll, mit
diesem Gegenstande über 2000 Scudi verdient zu haben." Es
lässt sich nicht sagen, Wann er das erste Exemplar componierte,
noch was aus del Vast0's Copie geworden ist. Wahrscheinlich
wurde die erste vorhandene Darstellung der Magdalena für den
Herzog Francesco Maria von Urbino ausgeführt. Sie befindet sich
jetzt im Palast Pitti und entfaltet so ungewöhnliche Schönheit,
dass sie das höchste Lob rechtfertigt. Dennoch trägt das Bild
unverkennbare Spuren der Eile, in der es gemalt worden, und
65 s. diese Briefe theils im Anhang unter N0. XXV.-XXXI. und bei Gaye,
Carteggio 1. S. 223, sowie bei Pungilconi im Giornaie Arcadico für 1831.
ß" vgl. Bathods Katalog und Sainsburyk Papiere über Rubens S. 366. Es
muss jedoch bemerkt werden, dass in dem Mantuanischen Inventar von 1627 nur
eine Oopie von Tizian's Magdalena erwähnt ist (s. d'Arco, delle arti di Mantova
S. 156), während der Katalog der Sammlung KarPs des I. die "Magdalena" als
Tizian's Original bezeichnet.
67 s. Letter-e seritte a P. Aretino S. 176.
G! vgl. den Brief des Francesco di Pietro Morosini, Herzogs von Candia, aus
Candia v. J. 1601 an F. Lollino in Venedig über den Verkauf einer "Magdalena"
von Tizian bei Cicogna, Iseriz. Ven. V. S. 46.