286 TlZlAN UND ARETIN. CAY. IX.
Benedetto Agnello an Jo. Jacomo Calandra in Mantua:
,Es sind einige Tage vergangen, ohne dass ich Tizian ge-
sehen habe, nach dem aber, was ich höre, soll seine Gesundheit
noch nicht ganz wieder hergestellt sein. Bei dem Besuche, den
ich ihm vor einigen Tagen abstattete, sagte er mir, es würde
seine Genesung befördern, wenn ihm unser Herr die Bestätigung
des Benefiziums von Medole gäbe. Er hofft, dass die Freude über
diese Nachricht ihm sehr gut thun wird, da sein jetziges Unwohl-
sein nur von seiner trüben Gemüthsstimmung herrührt.
„Venedig, den 27. September 153ofm
Im Vertrauen auf Federigo's Wort hatte Tizian seinen Freun-
den diesen Glücksfall dadurch kundgegeben, dass er seinen Sohn
in geistlicher Tracht einhergehen liess. Die Erfüllung des Ver-
sprechens ward jedoch verzögert, und zwar so lange, dass der
Meister sich entschliessen musste, auch ohne die von ihm ersehnte
Kur zu genesen.
„Meister Tizian fängt jetzt wieder an kräftiger zu werden"
schreibt Agnello am 4. Oktober an Calandra "und wird
bald nach Mantua aufbrechen. Er hat einen Brief vom Herrn
Grafen Niccola (Patron der Pfründe von Medole i?) gehabt, da er
aber damals nicht in der Verfassung war, schreiben zu können,
ist er die Antwort darauf schuldig geblieben. "'33 In zwei Briefen
desselben Verfassers an seinen Herrn (vom 24. und 30. Oktober)
ist sodann von der Beschaffung eines tüchtigen Giessers die Rede,
bei der sich Tizian nützlich machte!" Auch auf andere Weise suchte
dieser das Wohlgefallen seines Gönners in Mantua zu erhöhen.
Der Empfang eines „Hieronymus" ward von Federigo in einem
freundlichen Briefe vom 5. März 1531 bestätigt, in welchem gleich-
zeitig eine "Magdalena" verlangt wurde, "so schön, aber auch so
thränenvoll wie möglich An diesem Bilde hatten der Markgraf
und seine Mutter gleich grosses Interesse; es war zum Geschenk
für Davalos del Vasto bestimmt, der damals in hoher Gunst bei
Karl dem V. stand. Das allmälige Fortschreiten dieses Werkes,
53 s. den Brief vom 4. Oktober 1530 im Anhang N0. XXII.
6' Brief vom 24. und 30.0ktober 1530, im Anhang No. XXIII. und XXIV.