282 TIZIAN UND ARETIN. (m. 1x.
Tizian war noch mit Arbeiten für die Gonzagafs beschäftigt,
als die Conferenzen in Bologna ihr Ende erreicht hatten. Am
23. März 1530 brach der Kaiser mit seinem Gefolge nach Norden
auf; am 31. bestieg der Papst sein Maulthier und wandte sich
gen Rom. Das Schaugeprange war vorüber, die Fürsten hatten
sich entfernt, der Adel weilte in den Erinnerungen des Glanzes
der verrauschten Feste und das von de Leyva's Soldateska be-
freite Volk athmete auf. Unter den Häusern, die während dieses
denkwürdigen Winters mehr als gewöhnlichen Glanz zur Schau
getragen, war der Palast Pepoli besonders hervorgetreten. Kaiser
Karl hatte häufig des Grafen Pepoli Gastfreundschaft angenommen
und bei einer solchen Gelegenheit war der erste politische Sekretär
desselben, Covos, einer Zofe der Gräfin ansichtig geworden und
hatte sich sterblich in sie verliebt. Dieser Vorfall eröffnete eine
Aussicht auf Einfluss, die nicht unbenutzt blieb. Mit gespann-
tester Aufmerksamkeit verfolgte der Markgraf von Mantua den
Liebeshandel und beschloss auf alle Fälle, der Leidenschaft des
Sekretärs zu schmeicheln und sich dadurch das kaiserliche Inter-
GSSG
sichern.
Zu
diesem
Zwecke
liess
durch
Tizian
und
Giovanni da Bologna das Bildniss der Dame anfertigen, um so-
wohl das Gemälde als die Büste Cornelias dem Oovos zum Ge-
schenk zu machen. Im Juni hatte Tizian an Isabella von Este
geschrieben und ihr die nahe bevorstehende Vollendung eines
Reise-Altarbildes angekündigt?" Im Juli kam er mit einem Em-
pfehlungsschreiben des Markgrafen an die Gräfin Pepoli nach
Bologna. Sein Gönner schilderte ihn darin in vortheilhaftester
Weise als ausgezeichneten Maler und feingebildeten Mann und
erbat für ihn die Erlaubniss, das Porträt jener Cornelia malen
zu dürfen." Mit einem ähnlichen Auftrage war ein paar Tage
ist ziemlich hart im Ton. Bemerkenswerth ist eine Vorliebe des Oopisten für Blumen:
der Baum zur Linken blüht und der Jilelsezihügel hinter dem kleinen Johannes,
welcher dem Knaben Jesus ein Lamm zuführt, ist mit einer riesigen Malvenstaude
geziert: im Vordergrunde links steht ein Sehaaf.
5" Brief Tizian's an Isabella, Venedig, 30. Juni 1530, veröffentlicht von Pungi-
leoni im Giornale Arcadico, Rom 1831, tom. LI.
51 Federigo Gßnzaga an Gräfin Elisabetta Pepoli, Mantua, 8. Juli 1530, bei
Gaye, Carteggio II. S. 219.