Volltext: Tizian (Bd. 1)

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TIZIAN 
UND 
ARETIN. 
CAP 
Hause zu 
könne. 2'" 
sein, 
damit 
sich 
der 
ihm 
zugesagten 
Arbeit 
Widmen 
Wird man der zahlreichen Lücken inne, welche eben diese 
Jahre in der Reihe der Werke Tizian's aufweisen, so drängt sich 
die Befürchtung auf, dass wir wohl das Beste, was damals ent- 
stand, eingebüsst haben. Im J. 1528 hinterliess Matteo Palatini, 
ein Freund der Vecelli von Cadore, seinen Erben eine Summe 
imzgliffxm Geldes mit der Bestimmung, dafür in Zoppe, einem Dorfe am 
Fusse des Pelmo, eine Kapelle zu erbauen? Dieser letztwilligen 
Verfügung ward Folge geleistet und Tizian malte das Altarbild, 
auf welchem er die thronende Jungfrau mit dem Kinde darstellte, 
umgeben von den an den Stufen des Thrones betenden Heiligen 
Joachim, Hieronymus, und Anna. Wer sich die Mühe nicht ver- 
driessen lässt, das abgelegene Gebirgsdorf aufzusuchen, wird reich 
belohnt. Leider hat im Anfang unseres Jahrhunderts ein ebenso 
 unkundiger wie eifriger Patriot, der den Schatz von Zoppe vor 
plünderndeil Soldaten oder Dieben sichern wollte, die Leinwand 
auf ein rohes Stück Holz rollen lassen, und als die Gefahr vor- 
über war, das Bild ungeübten Händen zur Restauration übergeben. 
Infolge dessen ist es durch Feuchtigkeit und Uebermalung stark 
beschädigt. Die Jungfrau, welche das ihr die Hände entgegen- 
streckende Kind auf dem Schoosse hält, ist durch Flecke im 
Gesicht und auf den Händen entstellt, der ursprünglich blaue 
Mantel schwarz geworden, die Gewandung der mit gefalteten 
Händen andächtig emporschauenden heiligen Anna beinahe bis 
auf den Boden der Leinwand abgeschabt und die ihr zur Seite 
stehenden Heiligen, obgleich immer noch grossartig in Zeichnung 
und Ausdruck, sind doch kaum noch ein Schatten dessen, was 
sie gewesen sein müssen, als des Meisters Hand sie auf die Lein- 
wand warffö 
 
 24 Der Wortlaut dieses Briefes vom 12. Juni 1529 folgt im Anhang unter 
N0. XI, 
25 Es geschah nicht 1526, wie Tieozzi, Vite dei pittori Vocelli S. 72 angibt, 
sondern 1528, und nicht durch Giuseppe, sondern durch Matteo Palatini; vgl, 
die Handschrift des Dr. Jacobi in Cadore. 
26 Das Bild, auf Leinwand, misst 4 Fuss Höhe bei 3 Fuss Breite. Der Thron, 
auf welchem Maria sitzt, ist mit Kariatiden geschmückt und ragt in den Himmels-
	        
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