GRITTI.
CAP. VIII. BILDNISSE DES ANDREA
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holungenda Der Doge war aber auch nicht blos Tizian's Gönner,
sondern zugleich Freund seiner Haupt-Patrone, des Herzogs von
Ferrara und des Markgrafen von Mantua. Ihm gebührt ausser-
dem der Ruhm, der erste gewesen zu sein, der die Talente San-
sovinds erkannte, den er bei seiner Thrpnbesteigung nach Venedig
einlud, und er war endlich der hauptsächlichste Vermittler jener
Freundschaft zwischen dem Bildhauer und dem Maler, die da-
mals entstand und die beinahe bis zur Wende des Jahrhunderts
währte."
Im Frühling 1524 bekam Tizian ein Fieber, das chronisch
zu werden drohte. Unter diesen Umständen wäre es Thorheit
gewesen, eine Reise in die Po-Niederungen zu unternehmen, wo
er seine Krankheit nur verschlimmern, keinesfalls los werden
konnte. Freilich verlangte Alfonso von ihm die Erfüllung des
gegebenen Verspreehens, ihn besuchen zu wollen, und beklagte
sich in seiner gewohnten Weise über Mangel an Pünktlichkeit,
Während Tizian sich unter dem Vorwande der Ueberbürdung mit
öffentlichen und Privatarbeiten auf das Dringlichste entschuldigte.
Am 13. März benaehrichtigte er Tebaldi, dass er trotz hin und
wieder sich erneuernder Fieberanfälle in der Genesung begriffen
sei und die Absicht habe, sich ein ärztliches Attest ausstellen
33 Das Porträt der Sammlung Czernin in Wien haben die Verff. bereits in
der Biographie Pordenones (Geschichte der ital. Malerei, deutsch von Jordan VI.
S. 344) charakterisiert. Das Gritti-Porträit bei Mr. Cotterel (lebensgross auf Lein-
wand) ist nach der Gegenseite gewendet, sodass dieStatur, in gelben Damast mit
Pelz gekleidet, von vorn gesehen ist, während das Gesicht auf dunklem Grunde im
Profil nach rechts steht; die rechte Hand deutet, die linke hält ein Tuch. Die
Fleischtöne sind leider bis zu leerer Eintönigkeit aufgetüpfelt, man bleibt in
Zweifel, 0b der Maler Tizian oder Lorenzo Lotto ist. Das dritte Porträt, in der
Galerie der Ermitage zu Petersburg N0. 103 ist dreiviertel nach links gewandt, die
rechte Hand die Handschuh haltend; die Farbenfläehe hat dermaassen durch Ueber-
malung gelitten, dass man als den Maler des Bildes nur vermuthungsweise Tinte-
retto nennen kann. Ueber die Wiederholung in der Sammlung König Karls des 1.
vgl. Bathods Katalog S. 104. Das Bild war 4 F. 3 Z. hoch und 3 F. 4 Z. breit,
Ilalbfigur. Die Copie von Rubens ist erwähnt in dem Inventar bei Sainsbury a. a. 0.
S. 238. Das im Besitz des Mr. Ruskin befindliche Porträt eines Dogen, und zwar
angeblich des Gritti (vgl. Times vom 3. Januar 1870) welches in der königlichen
Akademie zu London ausgestellt war, ist den Verfassern unbekannt geblieben.
34 vgl. Cieogna, Iseriz. Ven. IV. S. 24 und Temanza, Vita di Sansovino, Venedig
1752, S. 12, sowie Vasari XIII. 81.