Volltext: Tizian (Bd. 1)

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TlZlAN 
UND 
GONZAGA. 
DIE 
CAP. 
VIII. 
schreiben zufälliger Eigenthümlichkeiten des Stoifes oder in den 
wollüstigen Naturalismus, der durch Darstellung männlicher und 
weiblicher Naektheiten nur den gröberen Sinnen zu schmeicheln 
suchte. Bald nach dem Austritt aus Tizian's Werkstatt schuf er 
eine Reihe von Gemälden, welche oft für Arbeiten des Meisters 
gehalten worden sind. Eins der Art, die Taufe Christi durch 
Johannes mit dem Porträt des zuschauenden Giovanni Ram im 
Rom, Vordergrunde, besitzt die Galerie des Capitols zu Rom. Hier er- 
 innert er hauptsächlich nur in der Landschaft und in der geschick- 
- ten Behandlung des Profil-Bildnisses an Tiziang", während er ihn 
in anderen Bildern geradezu copiert. S0 entlehnte er z. B. in 
der „Madonna mit Heiligen" für S. Agostino zu Crema seinen 
heiligen Christophorus fast Linie für Linie von dem tizianischen 
Gemälde im Dogenpalast. 1" 
Venedig)  Wahrscheinlich während der Entstehung jenes Freskos bekam 
ggfaesj: Tizian auch den Auftrag, die am oberen Ausgang der Riesentreppe 
im Dogenpalast befindliche Kapelle mit Gemälden zu schmücken? 
Obgleich dem heiligen Nikolaus geweiht und nach ihm benannt, 
25 Rom, Galerie des Capitols No. 124. Johannes kniet links vor dichtem 
Buschwerk am Ufer des Jordan; die Linke auf einen Baumstumpf stützend giesst 
er mit der Rechten das Wasser auf das Haupt Christi. Vorn rechts sieht man den 
Zuane Ram bis zur Brust; er schaut auf und beobachtet mit Staunen, indem er 
eine Hand erhebt, den Vorgang. Im tieferen Mittelgrnnde befindet sich eine kleine 
Figur mit Schreckhafter Geberde und zwei Geier, von denen einer über einen 
Thicrcadaver herfällt. Ueber Hügel, Gebüsch und Hiiuser des Hintergrundes er- 
giesst sich der Abendsonnenschein; am Himmel schweben fünf Üherubköpfe. Der 
Composition fehlt alles Gleichgewicht der Theile und die Figuren haben in ihrer 
Auffassung nur wenig mit Tizian's Grossheit und Breite gemein. Gleichwohl ist 
das Bild, wenn es auch durch Verlust etlicher Lasuren gelitten hat, eine an- 
sprechende Leistung aus Bordonds früher tizianesker Periode. Der Anonymus des 
Merelli S. 79 beschreibt dasselbe i. J. 1531 als Besitzthum der Galerie des Zuane 
Ram, dessen Porträt cr auch erwähnt, aber als Werk Tizians Photographiett ist 
das Original von Alinari. 
27 Der Christophorus auf dem bislang in S. Agostino zu Orema befindlichen, 
neuerdings in die Sammlung Tadini zu Lovere ubergegangenen Madonnenbilde 
des Paris Bordone (Leinw., Figuren lebensgross), welches der Anonymus des Morelli 
S. 55 und auch Vasari XIII. S. 50 an seinem ursprünglichen Standorte erwähnt, 
ist nur in der Haltung des Kopfes und des rechten Beines von dem tizianischen 
abweichend. 
23 Boschini, Ricche min. Sest. S. Mareo S. 54 sagt: „a mano sinistra tra la 
scala dez-"Giganti e 1a scala coperta."
	        
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