ACHTES
CAPITEL.
Tizian
und
die
Gonzaga.
Tiziarfs Absatzgebiet erhielt i. J. 1523 eine bedeutende Er-
weiterung, indem die Zahl seiner bisherigen Patrone noch durch
den Markgrafen von Mantua vermehrt ward. Dass dieser gerade
jetzt unter den Liebhabern der tizianischen Kunst erscheint, er-
klärt sieh, wenn man sich erinnert, dass Federigo II. Gonzaga
ein Sohn der Isabellar von Este und Neffe des Alfonso von Ferrara
war. Viele Jahre vor jener Zeit, als Federigo sich noch im
Kindesalter befand, war Tizian Augenzeuge einer dramatischen
Scene, welche mit dem Schicksale des Hauses Gonzaga auf das
Engste verknüpft war. Im Kriege der Liga von Cambray hatte
der Markgraf Francesco von Mantua das Unglück gehabt, in der
Nähe von Verona in die Hände einer Bande Stradioten zu fallen
und war durch Andrea Gritti gefangen nach der Hauptstadt ge-
sandt worden, wo er im Markuspalast untergebracht wurdeß Vor-
her hatte man die Wohnung gehörig gesichert; die von Pietro
Lombardo aufgestellte Rechnung für die Befestigung dieser Zim-
mer ist eins der interessantesten Aktenstücke der Zeit? Nach
seiner Befreiung zeigte IPraneeseo jene Meisterschaft in der
Schaukelpolitik, wodurch er den Historiker Marco Equicola in so
hohes Erstaunen versetzte. Dieser rühmt von ihm, er habe es
1 Das geschah am 10_ August 1509. Er wurde in demjenigen Theile. dfzs
Palastes eingekerkert, der die Bezeichnung "10 Tvrreißne" m13? 5- Sanutos Dlar")
IX. bei Cicogna, Iscriz. Venete VI. S. 244.
2 Lorenzi a.a. 0. S. 150.