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LAURA
DIANTI
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Estense u, und als sie starb und in S. Agostino zu Ferrara bei-
gesetzt ward, geleiteten Alfonso der II. und der CardinaLLuigi
von Este Laura7s Sohn Don Alfonso bei den Begräbnissteierlich-
keiten?" Vasari berichtet, es sei ein "erstaunliches Porträt" ge-
wesen, das Tizian von der Signora Laura gemalt habe, „die
später die Gemahlin des Herzogs geworden Obwohl wir nir-
gends eine Andeutung darüber finden, ist es doch wohl möglich,
dass wir, wie schon oben bemerkt wurde, dieses Werk noch in
dem "Porträt der Dame mit dem aethiopischen Pagen" besitzen,
welches gemeinhin mit Lucrezia Borgia in Verbindung gebracht
wird. Später gewöhnte man sich, Laura von Este in der be-
kannten "Maitresse du Titien" des Louvre zu erblicken, dem
schönen Mädchen im Neglige, das bei der Toilette von einem
Manne mit zwei Spiegeln bedient wird. Eine Bestätigung dieser
Annahme glaubt man in dem Umstande zu finden, dass dieser
diensttertige Anbeter Alfonso sei, und in der That hat die runde
Stirn mit dem in einer Schneppe auslaufenden gestutzten Haar,
die feingebildete-Nase und der verschnittene Bart viel Aehnlich-
keit mit dem Bildniss des Herzogs in Madrid." Aber daraus
würde doch noch nicht unbedingt folgen, dass wir in dem Frauen-
bilde gerade Laura vor uns haben. Ihr Kostüm ist überaus ein-
fach, wie wir es bei der erklärten Geliebten eines so hohen Herrn
nicht erwarten. Nun wissen wir allerdings, dass Laura die Tochter
eines Bürgers von bescheidener Stellung war, und es ist nicht
unmöglich, dass Tizian berufen ward, das Bürgermädchen zu malen,
ehe sie in den höheren Rang ihrer nachmaligen Stellung eintrat.
Auffällig bleibt jedoch neben der Schlichtheit des Anzuges und
neben der Fülle und Gesundheit ihrer Formen, dass dies an-
scheinend unschuldige Geschöpf, das nicht in der Hofluft aufge-
wachsen ist, doch in den Toilettengeheimnissen der feineren Welt
heimisch war. Denn ihr Haar ist durchgewaschen, gekreppt und
gebleicht, was theils durch Pomaden, theils durch den Sonnen-
brand bewerkstelligt wurde. Es hat den künstlichen Goldschimmer,
Paris,
Louvra.
Die
XIII.
20 a, a. O.
so Vasari
Beerdigung fand am 28. Juni 1573 statt.
25. 3' vgl. Ticozzi a.a. O. 8.53.