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WERKE
DER
ERSTEN JAHRE NACH 1520. Cmg VII,
der griechischen Küste. 260 türkische Schiffe deckten die Truppen
des Sultans, welche Lepanto eingeschlossen hielten, die Venezianer
mit 200 Fahrzeugen warteten auf günstige Gelegenheit zum An-
griff. Zum Unglück für sie brach infolge von Eifersüehteleien
zwischen Grimani und dessen Untergebenem, Andrea Loredan,
Zwiespalt aus. Letzterer hatte nämlich ohne ausdrücklichen Be-
fehl Oorfu verlassen, ward aber, als er zu der Flotte stiess, mit
Ovationen empfangen. Einige Berichterstatter erzählen, der Ge-
neralkapitän habe Andrea gestattet, dieTürken anzugreifen und
ihn dann ohne Unterstützung gelassen; andere behaupten, Grimani
sei durch den Ungehorsam desselben in seinen Operationen ge-
lähmt worden. Genug, die Venezianer wurden geschlagen, Lepanto
fiel und ein türkisches Geschwader segelte siegreich in den Golf
von Patras. Als man in Venedig die Niederlage erfuhr, tobte
das Volk; Pöbelhaufen durchzogen lärmend die Strassen und ver-
wünschten Grimani als das "Verderben der Christenheit". Marchio
Trevisani ward in feierlicher Weise zu seinem Nachfolger ernannt
und es erging der Befehl, den geschlagenen Admiral in Fesseln
heimzusenden. Inzwischen war Grimanfs Kommando abgelaufen.
Aus Oorfu Ward berichtet, er segele im Admiralsschiff nach dem
Lido. Bei Parenzo kam ihm sein Sohn Vincenzo entgegen, der
ihm mittheilte, er habe laut Senatsdekret sein Fahrzeug zu über-
geben und in einem Transportschife nach Venedig zurückzukehren.
In der Besorgniss, die geringste, wenn auch unabsichtlich be-
gangene Abweichung von diesem Befehle könne dem Vater das
Leben kosten, legte er ihm mit eigenen Händen die Fesseln an
und brachte ihn in einem Lotsenboot nach Venedig, wo er am
2. November bei Sonnenuntergang anlangte und von den Hafen-
kapitänen nach der Riva geleitet wurde. Der zweite Sohn Gri-
mani's, Kardinal Domenico, kam in seiner Amtstracht, um
den Gefangenen zu begrüssen, aber der am Quai zusammenge-
rottete Pöbel drohte den Admiral zu steinigen. Der unglückliche
Mann entging dem Tode nur dadurch, dass er sich unter dem
Bug des Bootes verbarg. Um sechs Uhr ward Antonio Grimani,
mit Jacke und kurzer rotherHose bekleidet, barfuss und in Ketten"
bei Faßkelßßllßill in Gegenwart der Avogadori und der Obersten