SIEBENTES
CAPITEL.
Werke
der
ersten
Jahre
nach
Antonio Grimani, der am 6. Juli 1521 in seinem sieben und
achtzigsten Lebensjahre als Nachfolger Loredands die Tiara über-
kam, war der erste Doge, dessen Bildniss zu malen Tizian in
seiner amtlichen Eigenschaft berufen ward! Es hat wohl wenig
Köpfe gegeben, die einen ausgeprägter-cm Charakter gehabt und
so beredte Spuren ihres langen verschlagenen Kampfes mit dem
Schicksal getragen haben, wie dieser. Vor dem Zeitpunkte, an
welchem der venezianische Patrizier seinen Sitz im Senat bean-
spruchte, hatte Grimani alle Handelsplätze des Mittelländischen
Meeres befahren und erstaunliche Reichthümer aufgehäuft. Im J.
1493 gab er seinem Sohne Domenico 25,000 Dukaten, um sich
damit in Rom den Kardinalshut zu kaufen. Seine eigene An-
wartschaft auf ein öffentliches Amt in Venedig wurde 1494 zuerst
dadurch anerkannt, dass man ihn zum "Prokurator" und General-
kapitän der Flotte ernannte. In dieser Eigenschaft diente er
mit Auszeichnung gegen die Türken. 1499 zum zweiten Male
in dieselbe Stellung berufen, nahm er den getahrbringenden
Ehrenposten nur mit Widerstreben an. Im August lagen die tür-
kischen und venezianischen Geschwader einander bewachend an
' Vasari XIII. S. 27 sagt zwar: „Ritrasse (Tiziano) di naturale il principe
Grimani ed il Loredano" und Ridolfi, Marav. I. S. 213 Wiederholtldies, allein in
Bezug auf das Porträt Loredands haben wir bis jetzt keinerlei Belege in öffent-
lichen Urkunden, wie auch unseres Wissens kein Bild dieses Dogen von Tizian
vorhanden ist.