Volltext: Tizian (Bd. 1)

CAr. 
DER SEBASTIAN 
FÜR 
BRESCIA. 
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,Messer Jacomo. Lasset Euch angelegen sein, mit Tizian 
zu sprechen und ihn daran zu mahnen, dass er vor seiner Ab- 
reise von Ferrara Versprechungen gegeben, die zu erfüllen er bis 
jetzt noch nicht Miene gemacht hat. Unter anderen Dingen sagte 
er auch, er wolle eine Leinwand malen, deren Empfang wir er- 
warten, und da wir es nicht verdienen, dass er seine Pflicht gegen 
uns versäume, so haltet ihn an, die Arbeit zu fördern, damit wir 
nicht nöthig haben, unwillig gegen ihn zu werden, denkt auf 
Mittel, dass wir unser Bild tbrderlichst erlangenß" 
Tizian entschuldigte sich, er_ habe weder Leinwand noch 
Rahmen, noch Maasse, betheuerte, er hätte die besten Vorsätze 
gehabt, sei jedoch der Meinung gewesen, Seine Hoheit lege keinen 
Werth mehr auf das Bild. Wenn man ihm aber sofort das Ma- 
terial sende, werde er versuchen, dasselbe bis zum nächsten 
Himmelfahrtstage zu vollenden. Tebaldi setzte jedoch sehr wenig 
Glauben in diese Zusage, da er wusste, dass Tizian bereits eine 
Figur des heiligen Sebastian für den päpstlichen Legaten gemalt 
hatte, die mehrere Tage das Gespräch von ganz Venedig gewesen 
war. Er wies deshalb die Betheuerungen des Meisters mit der 
scherzhaften Bemerkung zurück, seine Ausiiucht sei ebenso kunst- 
reich ersonnen wie seine Gemälde; er gestehe, den Eindruck 
empfangen zu haben, dass er sich überhaupt aus den Bestellungen 
aus Ferrara nichts mehr mache, seit er das Ptalfengeld berührt 
habe. Hierauf erwiederte Tizian: ,um dem Herzog gefällig zu 
sein, würde er auf Verlangen falsches Geld schlagen; nichts solle 
ihn von seiner Pflicht gegen den Fürsten abwendig machen." 
Tebaldi fragte ihn nun sehr ernst, ob es wahr sei, dass er einen 
so schönen Sebastian gemalt habe, wie die Leute erzählten. Tizian 
gab zu, er habe diese Figur mit aller Kunst gemalt, deren er 
Meister sei, er halte sie für das Beste, was je aus seinen Händen 
hervorgegangen, und dennoch, fügte er hinzu, würde ihm das 
ganze Altarbild, was er in Arbeit habe, nur 200 Dukaten ein- 
bringen, wahrend der Sebastian diese Summe allein werth sei. 
Endlich wiederholte er nochmals, der Herzog solle unter den 
CamPoriv 
Tiziano 
Estensi 
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