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GESCHÄFTE FÜR FERRARA.
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unbeständiges Herz von jenen Tagen bis zu seinem Tode in ihren
Banden zu erhalten wusste. Der Herzog nahm einen milderen
Ton gegen seine Untergebenen und die von ihm abhängigen Per-
sonen an, besonders wurden seine Beziehungen zu Tizian freund-
licher und angenehmer. Er nannte ihn in seinen Briefen nicht
mehr so hochmüthig „den Maler" schlechtweg und liess sich nicht
mehr zu Drohungen fortreissen wie früher. Jetzt gab es nur
gütige Worte und wenn es hoch kam Ermahnungen. Er scheint
auch mehr Musse für die künstlerischen Angelegenheiten gehabt
zu haben, während ihn bis dahin die politischen Intriguen fast aus-
schliesslich beschäftigten. Seine Privatkorrespondenz aus dieser Zeit
gewährt einen guten Einblick in den Verlauf von Tizian's Leben.
Gegen das Ende der Regierung Ercole's des I. war der Ver-
such gemacht worden, die Fabrikation von Töpferwaaren unter
der Oberleitung von Meistern aus Faenza in Ferrara einzuführen.
Die Kriege der Ligue brachten das Gewerbe in Verfall und es
lag bis zum Jahre 1520 darnieder, wosAlfonso beschloss, es von
Neuem zu beleben und Tizian beauftragte, sich in Venedig zu
erkundigen, ob die Muranesischen Brennöfen im Stande wären,
sowohl Majolika wie verschiedene Glasarten zu liefern. Tizian
unterzog sich dem Auftrage mit grosser Energie und konnte schon
am 28. Januar durch Tebaldi berichten lassen, er habe die Zeich-
nung einer Vase entworfen, die mit gutem Erfolge gebrannt worden
sei. Am 5. und 11. Februar wird dann ferner gemeldet, Tebaldi
und Tizian hätten die Brennöfen besucht und Verträge über Liefe-
rung von Vasen und Bechern abgeschlossen, die demnächst gemalt,
gebrannt und an den Herzog abgeschickt werden sollten. Dieser
setzte inzwischen seinen Stolz darein, eine Manufaktur von Majo-
lika-Waaren in seiner eigenen Hauptstadt zu gründen, und er
ging wieder Tizian an, ihn bei Ausführung seines Planes zu unter-
stützen. Eine geeignete Persönlichkeit wurde durch ihn gemiethet
und nach Ferrara geschickt, wohin gleichzeitig auf seine Anregung
ein erfahrener Mann abging, um die Rahmen seiner Bilder im
Palaste des Herzogs zu vergolden. Auf diese Weise wurden die
Wünsche seines Gönners schnell erfüllt, obgleich der Mangel an
brauchbaren Handwerkern in Venedig eine recht sorgfältige Aus-
Crowe, Tizian I. 13