Volltext: Tizian (Bd. 1)

CAP. 
DAS 
.VENUSFEST' 
MADRID. 
463 
Während sie mit der erwachenden Liebe spielen, tritt uns die 
ewige Dauer derselben in den Bogenschützen entgegen, welche 
ihre Pfeile tief in ihre eigenen Herzen senden! Was aber be- 
deutet das Treiben der Andern? Da sehen wir Einen unversehens 
von hinten angegriffen, sein Widersacher schlingt die Beine so 
fest um ihn, als wollte er ihn ersticken. Er wehrt sich und hat 
die Finger des Gegners gepackt. Dieser sucht sich zu helfen, in- 
dem er den Andern ins Ohr beisst. "Aber die Umstehenden er- 
klären, dass dies nicht gilt und werfen den Schelm mit Aepfeln. 
Doch halt! hier ist ein Hase, der darf uns nicht entwischen. Wir 
wollenden Liebesgöttern helfen, ihn zu fassen. Er frass Aepfel 
unter den Bäumen und sie haben ihn aufgestört und gejagt, mit 
Klatschen und Kreischen und Scheuchen mit den Gewändern sind 
sie alle laut lärmend hinter ihm her. Doch er springt nach der 
Seite, für einen Augenblick ist er zwar schon beim Bein ergriffen, 
aber er macht sich doch wieder los, und nun stürzen die kleinen 
Jäger lachend über einander ihm nach, indem sie selbst ihre Bogen 
und Pfeile vergessen, nur von dem Gedanken erfüllt, den Hasen, 
das süsseste aller Opfer der Aphrodite darzubringen. Hier ist sie 
selbst. Was sagst Du, hat sie irgend etwas mit Aepfeln zu schaffen? 
Sieh' die hohle Bank, aus welcher das Bächlein fliesst, das die 
Bäume mit durchsichtigem Wasser netzt. Dort stehtfdie Göttin, 
wie sie die Nymphen geformt haben, weil sie sie zu Müttern der 
Liebesgötter gemacht hat, und der silberne Spiegel sowie die 
goldenen Spangen und Sandalen sind keine geringen Geschenke 
 aber, wie die Inschrift besagt, eine Weihgabe der Nymphen an 
Venus, und die Liebesgötter opfern ihr ihre Aepfel und beten, sie 
möge den Garten immerdar so lieblich erhaltenf" 
Die Erklärer des Philostrat haben darüber gestritten, ob 
er die obige Scene frei erfunden oder einem Bilde entnommen, 
und einer von ihnen hat eine geistvolle Darlegung des Umwand- 
lungsprocesses gegeben, auf dem die Engelsgestalten der Renais- 
sance zu Tizian's Liebesgöttern werden, um dann ohne sonderliche 
Veränderungen wieder in die Gefilde seiner Paradies-Darstellungen 
9 Philostrati 
Imagines , lib. 
senioris 
01117" 
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