Volltext: Tizian (Bd. 1)

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DAS 
..VENUSFEST' 
MADRID. 
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Madrid hängt. Die Göttin  eine marmorne Statue auf eben imdrid. 
solchem Sockel  hält in der rechten Hand eine Muschel, in der Mäiißoiil 
linken den Gürtel. Zu ihren Füssen befinden sich zwei Nymphen, 
von denen die eine, ein schönes Mädchen mit losem Haar in 
einem Gewand von reinem Ultramarinblau, auf ein Täfelchen 
deutet, das die Inschrift "Munus" trägt, während die andere, in 
blossen Armen, weissen Aermeln und rother Tunika auf einer 
Bank sitzend einen Spiegel darreicht. Vom Fusse des Sockels 
ergiesst sich ein Fluss durch wellenförmiges Gelände, auf dem 
sich geflügelte Liebesgötter tummeln. Gleich Kindern klettern sie 
an grossen Fruchtbäumen empor, um von deren Zweigen die der 
Venus geheiligten Aepfel zu pflücken, fallen herunter, füllen Körbe 
mit ihrer Ernte, stossen sich, haschen sich, kämpfen und tanzen 
mit einander mit einer Frische und Heiterkeit, wie es nur 
die glückselige Kinderwelt im Genuss voller Gesundheit und 
schützender Flügel vermag. In der Mitte des Vordergrundes steht 
ein Korb Aepfel, daneben liegen die verschiedenen Kleidungs- 
stücke, welche die Kleinen abgeworfen haben; ein rosiges Kind 
streckt die Hand nach einem Apfel in den Händen des Gefährten 
aus, ohne dabei gewahr zu werden, dass hinter diesem ein kleiner 
Uebelthäter mit dem Pfeil nach ihm zielt. Weiter zurück küsst 
ein anderer Eros einen Apfel. Zwei kleine Liebesgöttei- umarmen 
sich und ganz hinten jagt ein 'l'rupp munterer Knaben einen 
Hasen, während ihre Bogen und Pfeile unbeachtet in den Zweigen 
hängen. Die niedliche Darstellung fesselt vor Allem durch die 
naive Einfachheit der Erfindung. Reizende Gestalten bewegen sich 
vor unseren Blicken in dem üppigen Grün der Landschaft, in der 
erquickenden Frische der Luft huschen sie mit drolliger Behendig- 
keit auf und nieder. Mildes harmonisches Licht ist mit voll- 
endeter Kunst in den feinsten und zartesten Wogen bis zum Schatten 
abgestuft, so dass sieh die glänzendsten Farbenskalen entwickeln. 
Hinter der Gruppe heiterer Geschöpfe, die im Mittelgrund einen 
Reigentanz ausführen, hebt sich ein kräftig grüner Busch von 
sonnenbesehienener Wiese ab, während aus dem Hintergrund vor 
einer Alpenkette ein Thurm hervorleuehtet. Etwas nach links 
erblickt man alte stämmige Bäume mit reichbelaubten und frucht- 
Crowe, "Fizinu I. 11
	        
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