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TIZIAN
STAATSDIENST.
ÜAP.
die Arbeit zu beginnen und ohne Unterbrechung dabei zu bleiben;
er bittet empfohlen zu sein wie gleicherweise thut
„Ew. Hoheit gehorsamster Diener
' „Jacopo delli Thebaldifi
"Von Venedig, den 22. April 1518."
Einige Wochen nach Absendung dieser Briefe kam Alfonso
nach Venedig und verständigte sich wahrscheinlich des Näheren mit
Tizianw, aber es vergingen Monate, ehe irgend etwas geschah,
um seine Wünsche zu erfüllen. Also weder Rafael noch Tizian
waren "für Geld oder gute Worte" zu haben, und nun verlor
Alfonso die Laune. Im September schrieb er an seinen Geschäfts-
träger Paulucci in Rom: „Gehe zu Rafael und sage ihm, es sei
nun drei Jahre, dass er uns mit Versprechen hinhalte; erkläre
ihm, das sei kein Betragen gegen einen Mann, wie ich bin, und
dass er, wenn er sein Versprechen nicht erfüllt, bald einsehen
werde, welchen Fehler er begangen habe. Er möge sich in Acht
nehmen, unseren Zorn zu erregen, denn wir fühlen für ihn nichts
als Freundschaft; lass ihn wissen, was er durch die Erfüllung
seines Versprechens zu gewinnen und was er von dessen Ver-
nachlässigung zu fürchten habeß"
Mit Tizian sprach er in rauherem und herrischerem Tone.
„Wir dachten," schreibt er an Tebaldi am 29. September 1518,
„dass Tizian, der Maler, eines Tages unser Gemälde vollenden
werde; er kümmert sich aber gar nicht um uns. Wir weisen Dich
deshalb an, ihm sofort zu sagen, dass wir über die Verzögerung
seiner Zusage erstaunt sind, und dass er es unter allen Umständen
vollenden oder unser grösstes Missvergnügen gewärtigen müsse,
wonach er empfindlich erfahren werde, er habe Jemand einen
bösen Streich gespielt, der im Stande sei, ihm das einzutränken.
Wir sind entschlossen, unser Begehren durchzusetzen; thut er es
nicht, so werden wir ihn dazu zu zwingen wissen. Ihr habt uns
augenblicklich von seiner Entschliessung in Kenntniss zu setzenfws
Als Alfonso diesen Brief schrieb, hatte Tizian soeben die
L
65 Campori, Tiziano etc. S. 7.
67 Campari, Not. di Raffaello S.
66 Ebenda 8.8.
'27. 68 Campori, Tiziano
etc.