CAP.
VERHÄLTNISS ZU
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Aeusserung und ebensowenig gibt die Correspondenz des Dichters
irgend einen Beweis dafür, dass (Pizian jemals die Schwelle seiner
Wohnung überschritt, selbst nicht jener späteren, von welcher
Ariosto schrieb:
, doch mein ist das Haus
und sauber,
was mehr noch besagt:
kauft."
Klein,
und
ist
gastlich,
behaglich
Aber
ich
hab"
OS
selbst
mir
Scheint es aber, als hätte Tizian zu jener Zeit nicht die ver-
traute Freundschaft Alfonsds und Ariosto's besessen, welche Fürsten
und Dichter sonst mit grossen Künstlern zu verbinden pflegte, so
kann darüber kein Zweifel obwalten, dass er sich von dem leb-
haften Wunsche des Herzogs, Bilder von ihm zu besitzen, ge-
schmeichelt fühlte und gern bereit war, ihm selbst in kleinen
Dingen gefällig zu sein. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass
er dem Ariost, dessen Porträt er malte, die geistige Anregung
zu den Werken verdankt, die für Alfbnsds Studio eomponiert
wurden.
Ueber die Zeit, in welcher Tizian zuerst in Beziehungen zu
Feri'a1'a trat, lässt sich, wie wir gesehen haben, keine Gewissheit
erlangen. Der "Christus mit dem Zinsgroschen", der ein Feld
im Studio des Schlosses zu Ferrara einnahm, das Bildniss Alfonsds,
das später in Karl's des V. Besitz überging, und zahlreiche andere
Gemälde, deren Verbleib Geheimniss ist, wurden zu unbestimmter
Zeit innerhalb einer Reihe von Jahren gemalt, deren Endpunkt
wir wohl kennen, über deren Beginn uns aber jeder Nachweis
fehlt. Die erste Reise des Malers nach Ferrara, deren die amt-
liehen Berichte Erwähnung thun, fällt in den Februar 1516; er
wohnte damals mit zwei Gehilfen im Castello von Ferrara. „Salat,
Salzlieisch, Oel, Kastanien, Orangen, Kerzen, Käse und fünf Maass
Wein " sind die Rationen, die er vom 13. Februar bis zum 22. März
L
57 „Parva, sed apta mihi, sed nulli obnoxia, sed non
Sordida, parta meo sed tamen aere domus."
Diese Wohnung, Strada Mirasole No. 1208, nahe bei der Kapuzinerkirche, hat
Ariost schwerlich vor 1528 gekauft; wo- er vordem gewohnt hat, ist nicht genau
festgestellt. Vgl. Indice Manuale delle cose etc. di Ferrara, Ferrara 1844, S. 103.