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TIZIAN
STAATSDIENST.
CAP.
waren mit getäteltem-durch Säulen getrennten Schutzwänden von
beträchtlicher Breite versehen, die übrigen Wände entlang liefen
doppelte Sitzreihen, nur da unterbrochen, wo das Fenster, welches
nach dem grossen Kanal weist, bis auf den Fussboden reicht oder
wo die an den Parallelseiten zur Sala dello Scrutinio, der Gua-
rantia und einem inneren Raum. führenden Thüren einsetzen.
Zwischen den beiden nach der Piazzetta hinausschauenden Fen-.
stern stand die Statue des heiligen Markus. An feierlichen Tagen
Wurden neun Reihen Bänke, die längs der Halle standen, von
den verschiedenen Orden eingenommen, welche das Vorrecht hatten,
Zeugen der Abstimmung zu sein.
Als Gentile Bellini mit seinen Arbeiten den Anfang machte,
wählte er für sein Bild „die Kerzenspende des Papstes" natürlich
den besten Platz, indem er seine Leinwand in" der Ecke zunächst
der Piazzetta und dem Markusstandbild ausspannte, während Gio-
vanni die Darstellung der Anerkennung des Papstes Alexander in
der Carita in der Ecke derselben Facade, doch dem grossen
Kanal näher, anbrachte. Beide Bilder waren also durch die
beiden Fenster getrennt, zwischen denen der Schutzheilige Venedigs
stand. Dem Vivarini, den Bellinfs und ihren Schülern waren
zwölf Räume an der die Aussicht nach dem Hofe beherrschenden
Wand für ihre Arbeiten angewiesen worden, und diese sämmtlich,
wie bereits bemerkt, bis auf zwei beendigt, als Giovanni Bellini
starb. Das der Ueberlieferung nach durch Tizian vollendete Ge-
mälde war das siebente der Reihe in der Richtung von der Piaz-
zetta aus, und darauf berechnet, jenen Theil der alexandrinischen
Legende zu verherrlichen, laut deren Barbarossa in Begleitung
seines Sohnes Otto nach der Markuskirche ging, wo ihm nach
abgeschlossenem Frieden der Papst zum Zeichen seiner Oberherr-
liehkeit den Fuss auf den Nacken gesetzt haben soll. Wir haben
Grund, anzunehmen, dass dieses Gemälde ungefähr um 1522 in
Angriü genommen-wurde, Weil es, zeitgenössischen Berichten zu
Folge, Porträts venezianischer Senatoren enthielt, von denen wenig-
stens zwei ihre Beförderung nach diesem Datum erhielten. Es
waren allerdings Bildnisse darunter, auf welche das eben Gesagte
keine Anwendung findet, wie z. B. diejenigen des Pietro Bembo,