FÜNFTES
CAPITPEL.
Tizian
im
Staatsdienst.
Gegen Ende seiner Thätigkeit in Padua war Tizian durch
schlimme Nachrichten aus Cadore beunruhigt worden. Ungefähr
Mitte October des Jahres 1511 bemächtigte sich der kaiserliche
Feldobrist RegendorH der Alpenpässe, nahm Bottestagno und
forderte Pieve zur Uehergabe auf. Nach Einäscherung mehrerer
Dörfer, die früheren Stürmen Stand gehalten hatten, setzte er
sich vor dem Kastell von Pieve fest und. bombardierte dasselbe,
sodass es sich am 7. December ergab. Nicht ohne Bewegung
lesen wir noch jetzt die Botschaft, die am 21. December durch
Cadoriner Abgesandte nach Venedig geschickt wurde. Sie mel-
dete dem Dogen, dass die Männer von Cadore in den Ruinen des
Kastells zusammengekommen seien, da in der Stadt nicht mehr
ihres Bleibens sei. Sie waren "entschlossen, die Veste wieder
aufzubauen und erbaten sich als Gunstbezeigung einen- Kapitän
oder nproveditore" von grösserer Ertahrenheit und Unersehrocken-
heit als der letzte Inhaber dieses Postens gewesen sei, und er-
laubten sich zu melden, dass sie zur Zeit in Hütten und Höhlen
lebten und der nothwendigsten Lebensbedürlhisse ermangeltenß
Tizian's Rückkehr nach Venedig fällt Wahrscheinlich mit dem
Waffensüllstande zusammen, der den Feindseligkeiten Maximilians
im April 1512 ein Ziel setzte. Obgleich an Finanzen erschöpft
und an Besitzungen bedeutend geschmälert, vermochte Venedig
1 Ciani
223,
224.