Volltext: Tizian (Bd. 1)

J UGVEN DWERKE 
IN VENEDIG 
PADUA. 
UND 
ÜAP 
Padua, 
Carmine. 
einem Belang, der den Lieferanten für die lilzige Behandlung des 
Geschäftes von Seiten der Brüderschaft schadlos hielt. 
Der Carmine schädigt Tizian's Ruhm zunächst, weil seine 
Mauern im Zustande der Zerstörung, die Fresken in sehr vorge- 
schrittenem Verfall sich befinden, aber auch das zugegeben, hätte 
doch ein Meister seines Talentes etwas Besseres leisten müssen. 
Die einzige Darstellung unter den Wandgemälden, welche ihm 
selbst zugeschrieben werden kann, ist die Begegnung Joachim's 
mit Anna. Wir blicken auf die Landstrasse, welche der Heilige 
eben verfolgt hat, und die sich an dichtbewachsenem steilen 
Ufer entlang windet, ferner die Ebene, die an den Fuss eines 
mit Gebäulichkeiten bekrönten Hügels führt. Rechts kniet der 
Diener mit dem Stabe in der Hand, Während Joachim auf Anna 
zuschreitet, die ihn in ihre Arme nimmt. Drei weibliche Personen 
sind Zeugen der vor einem Palaste von schönen architektonischen 
Verhältnissen stattfindenden Scene. Das Tüchtigste im Bilde ist 
die Landschaft, die Figur des Dieners und der Kopf Joachims, 
der glücklich lächelnd in seines Weibes Antlitz schaut. Doch 
das Ganze ist ein übereiltes, des Meisters unwürdiges Werk, während 
der übrige Rest vollends hinter seiner Leistungskraft zurückbleibt. 
Was Campagnola in anderen Fresken dieser Reihe bezeichnet, ist 
kühne Raschheit der Hand und grober Realismus, der sich in 
der Rohheit des Gefühls, dem gequälten Bau der Gestalten, in 
fehlerhafter Zeichnung und Modellierung, harter Farbe und ver- 
ständnissloser Gewandung verräth. Das eben geschilderte Bild 
enthält nicht Eine Figur, welche von diesen Mängeln ganz frei 
Wäre; denn die beste, der Diener, ist zwar harmonischer im Ton 
als die übrigen, aber unglücklich kurz in den Verhältnissen, 
und obschon es dem Kopf Joachims nicht an Schönheit fehlt, 
ist er selber doch mit einem Schwall ausdrucksloser Tücher be-_ 
hangenflg 
'39 Dieses Fresko hat stets für Tizian's Arbeit gegolten, vgl. Brandolese, Pitt. 
di Padova S. 190. Es hat mit der gesammten übrigen Bilderreihe während der 
letzten Jahrzehnte schwere Beschädigung erlitten. Zur östreichischen Zeit diente 
der Flur oberhalb der Scuola als Barracke; man liess das Dach verfallen, der Regen 
drang ins Innere und löste die Farbensubstanz. Fluchtig, wie die Malereien ohnehin
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.