CAP. IV.
KRIEG DER LIGA. 105
DER
Der Verschwörungskrieg begann. Venedig hatte eine Armee
unter Dalviano gesammelt, der das Treifen von Ghiardadda bei
Treviglio am 14. Mai 1509 wagte und verlor. Auf die Nach-
richt von dieser Niederlage ergaben sich Cremona, Bergamo und
Brescia. Faenza und Rimini wurden durch den Papst genommen
und die Seehäfen des Königreichs Neapel dem König Ferdinand
überlassen. Leonardo Trissino besetzte am 6. Juni Padua im
Namen des Kaisers und andere kaiserliche Generäle nahmen
Besitz von Verona und Vicenza. Maximilian selbst brach am
8. Juni von Trient auf, besetzte das lhiaul, indessen einer seiner
Feldherren die Hauptstadt niederbrannte, und nachdem er einen
iruchtlosen Versuch gemacht, die Uebergabe des Kastells von
Piave zu erlangen, die sämmtlichen Dörferdes westlichen Oadore
plünderte.
Aber plötzlich stieg der verdunkelte Stern Venedigs wieder.
Treviso hielt den Kaiserlichen tapfer Stand; Andrea Gritti über-
rumpelte das Codalunga-Thor zu Padua und nahm wieder Besitz
von dieser wichtigen strategischen Stellung. Maximilian zog seine
Truppen zur Belagerung zusammen und legte eine Bresche, welche
er am 29. September zu stürmen gedachte. Er wurde aber
zurückgeworfen und zog am folgenden Tage ab, sodass die
Venezianer das Feld behielten. Entweder hier oder bei Vicenza,
welches bald nachher wiedergewonnen wurde, focht Francesco
Vecelli und erhielt eine gefährliche Wunde; er forderte aber auch
einen deutschen Hauptmann zum Zweikampfe heraus und be-
hauptete bei den Cadorinern, die im Marschlande unter venezia-
nischer Fahne dienten, den Ruf eines tapferen Soldaten bis zu
der Zeit, da es seinem Bruder Tizian, der ihn zärtlich liebte und
für sein Leben besorgt war, doch gelang, ihn zur Rückkehr zu
überreden und allgemach zu den Kunststudien zurückzuführen."
Ein Ueberblick über die nachfolgenden Begebenheiten Würde
zeigen, wie die Liga von Cambray gesprengt wurde, indem Fer-
dinand und Julius II. sich gegen Frankreich wandten und Venedig
einen grossen Theil seiner Besitzungen wiedergewann. Unsere
51 Vincenzo Vecellfs Panegyrikus a.